Obstsalat a la Pisa!

Krypotografie ist was Feines. Man tauscht muntere Botschaften miteinander aus und freut sich diebisch, wenn das Gegenüber nur Bahnhof versteht. Nachrichtendienste verwenden nicht wenig Zeit darauf, Botschaften zu chiffrieren oder wieder zu entschlüsseln. Von hinten, von vorne. Und dann nochmal. Hollywood wäre ohne all das um einige Blockbuster ärmer. (Und die Welt trotzdem kein schlechterer Platz)

Manch Botschaft wird heutzutage viel subtiler transportiert. Bewusst offen transportiert. Abkürzungen und Initialen werden durch Zahlen ersetzt. Oder vice versa. Eine der bekanntesten Abkürzungen rund um den Fußball ist das berühmte A.C.A.B. Es steht für „All Cops are Bastards“. Oft und gerne auch als 1312 umschrieben. Dass die so Betitelten sich das wenig gern gefallen lassen und ihrerseits darauf reagieren, oft mit zur Verfügung stehender Amtsgewalt, muss nicht groß erwähnt werden.

Also mühen sich die findigen eher staatsuntragenden Kreise, im Nachfolgenden hier stelltvertretend nur Ultras genannt, ihrerseits, ihre Botschaft verschlüsselt an den Fan rüberzubringen. Und zwar ohne gleich dafür haftbar gemacht werden zu können. Gerne nutzt man dann wohlfeine Symbolbilder, die Eingeweihte schmunzelnd zu deuten wissen. Doch was sich die Herren vom Wuhlsyndikat bei unten abgebildetem als Sticker erhältlichen Obstsalat gedacht haben, lässt einen doch ein wenig ins Grübeln kommen.

FCUB ist das Bekenntnis zum Verein, zum 1.FC Wundervoll (aka 1.FC Union). So weit alles klar. Dahinter angeordnet sehen wir vier harmlose Obstsorten, die sich als äußerst freche Früchtchen erweisen sollen. Entschlüsselt ergibt sich die oben schon erwähnte Schmähung der Herren Ordnungshüter. E voila: und schon haben wir ein fein säuberliches, wohl mundendes ACAB!

Welch Einfallsreichtum. Welch genialer Gedanke. Hübsch, nicht wahr?

Dumm nur, dass das da nicht steht. Glauben sie nicht? Versuchen wir es in unserer lieben Mutterspache: Ananas wie A? Ein guter Anfang! Kokusnuss? Hm, schon irgendwie blöde. Cops enthält nun mal kein K im Wort, egal auf welchen der vier Buchstaben man auch schaut. Eine weitere Einzelfallprüfung brauchen wir nicht mehr. Es ist völlig obsolet, dass Apfel und Banane folgen. Der gewünschte Satz ist kryptologischer Unsinn.

Nun gut, wir wollen mal nicht so sein. Sicherlich wird im Englischen die gewünsche Message voll rübergebracht. Schauen wir doch mal. Und beginnen aus dramaturgischen Gründen von hinten. Banana? Perfekt. Apple? Passt auch. Coconut? Heureka! Habemus C. Das trifft sich ganz hervorragend! Und nun zum finale grande, kommen wir zum Primus dieser Reihe, kommen wir zur – Tusch – Ananas. Äh, Ananas? Ach, Ananas! Musste das denn passieren? Kannst du nicht einmal so, wie wir wollen? Denn diese schöne Südseefrucht lautet in der Sprache der Angel-Sachsen leider auf P an. P wie pineapple.

Wie schade, wie schade. So viel Einsatz. So viel Liebe zum Detail. So schöne Sticker. Aber so viel Unsinn. Ach Pisa, möchte man in seiner Verzweiflung ausrufen.

Wie meinte doch der große Heinz Erhardt? Wie nützlich ist es dann und wann, wenn man ne fremde Sprache kann.

15 Gedanken zu „Obstsalat a la Pisa!

  1. is mir noch nie aufgefallen ich dachte bisher das ist von nem fan des fallobstes

    vieleicht ist das aber auch doppelt verschlüsselt und die anfangsbuchstaben stimmen nur wenn man das herkunftsland des obstes kennt…

  2. „vieleicht ist das aber auch doppelt verschlüsselt und die anfangsbuchstaben stimmen nur wenn man das herkunftsland des obstes kennt…“

    Wird nicht ganz einfach.

    Zumindest in Europa habe ich bei einer kurzen Recherche nur recht wenige Sprachen gefunden, in denen der Apfel mit A anfängt: Deutsch, Niederländisch, Englisch, Ungarisch, Dänisch, Lettisch, mit viel Wohlwollen Schwedisch.

    Und bei allen beginnt die Kokosnuss mit K.

  3. auch das wiktionary benutzt?

    ich hab ja gehofft, dass evtl. die ultras in esperanto versuchen, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen…hat aber auch nicht gestimmt

  4. Da „ACAB“ aber englisch ist („All Cops Are Bastards“), könnte man schlussfolgern, dass die Jungens auch einfach die englischen Wörter der Früchte verwendet haben und das würde dann wiederum heißen: Ananas Coconut Apple Banana

    😉

  5. Hihi, das gleiche ging mir vor eingen Monaten auch schon einmal durch den Kopf. Habe es für mich persönlich dann auf die vielen Anglizismen im Deutschen geschoben 🙂

  6. nur der 1.fc wundervoll wäre ja 1.fcw, nur heißt es ja 1.fcu…

    somit lässt pisa wohl auch bei den machern von textilvergehen und den verwendern dieses ficktiven begriffs grüßen… 😉

  7. Interessante Schreibweise des Wortes fiktiv. Mein Tipp: Weniger mit Sex beschäftigen, mehr mit dem Duden.

    Und nebenher empfehle ich das Nachschlagen des Wortes „Kosenamen“.

  8. …und in bezug auf die fahne / den aufkleber empfehle ich mal unter „künstlerische freiheit“ nachzuschlagen. 🙂

    der ficktive tim klim bim

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