Champions League unlive

Es gibt Tage, da ist es einem nicht vergönnet, seiner Fußball-Leidenschaft zu frönen. Nicht dass mich das Abschneiden der Grün-Weißen aus dem fünften Bezirk von Niedersachsen sonderlich berühren würde. Aber Champions Lague ist nun mal Champions League ist nun mal Champions League.

Gestern ging nicht. Hatte meine Kleene bei mir zum Übernachten. Alos flimmert fröhlich „Happy Feet“ über den Flatscreen. Papa muss leider mal draußen bleiben beim großen Spiel sozusagen.

Dank des wunderbaren Hinweises einer einzelnen jungen Dame, die aus Unionsicht ein sehr lesenswertes Blog betreibt, kam ich dann zum Spielmacher und seinem Lieblingsspielzeug.

Hui, da ging die Post ab. Mehr als auf dem Spielfeld. Und ich konnte nebenbei meinen Vaterpflichten nachkommen und doch ein klein wenig Königsklassenatmosphäre erahnen und sogar genießen. War nett. (Im Sinne von Gut, nicht im Sinne von kleine Schwester).

Und führte mich mal wieder zu einer alten These von mir. Diese Blogs und vor allem die Livebloggerei spart nicht an Häme, spitzen Bemerkungen und kübelt gerne so das eine oder andere über die weit entfernten Protagonisten aus. Und nicht selten setzt dann auch das beliebte Reporter-Bashing ein: Warum fragt der so blöd? Kann er nicht richtig ran gehen an die Materie, statt so weichgespült daher zu kommen.

Nein. Kann er nicht. Was ich als Sportredakteur selber kenne. Wir haben es unmittelbar mit den Menschen zu tun. Wir begegnen ihnen immer wieder. Sind darauf angewiesen, dass diese hochdotierten Mimosen und Egomanen weiter Umgang mit einem pflegen. Wir können nicht aus der sicheren Deckung einer Brustwehr wie dem heimischen PC, munter drauflos fabulieren. Die Protagonisten würden niemals mehr ein Wort mit uns sprechen. Es wäre der sprichwörtliche Ast, den man sich selber absägt. Und davon mal ganz abgesehen, wer ist schon im ersten Moment des Kritisierens wirklich empfänglich für unliebsame Worte? Ich zumindest nicht. Ich brauche dazu immer Zeit. Die haben die klassischen Medien nun mal nicht.

Bitte nicht falsch verstehen, die Blogs sind geil. Großartig. Amüsieren. Ich will sie nicht missen. Lese sie gerne. Partizipiere sogar zum Teil mit ihnen wie heute Abend. Aber sie pflegen ihren Informationsstand immer aus zweiter Hand. Sind fernab des Geschehens. Sie können klassische Medien nicht ersetzen. Aber hervorragend ergänzen. So wie Titanic keine Tageszeitung ersetzt.

2 Gedanken zu „Champions League unlive

  1. Wir können nicht aus der sicheren Deckung einer Brustwehr wie dem heimischen PC munter drauflos fabulieren.

    Wir können nicht, es sei denn, wir schreiben für B**d, Sp***B**d oder andere, die den Stammtisch mit Genuss bedienen. Muss auch sein, ist aber bitte schön doch ebenfalls alles andere als frei von Häme und spitzen Bemerkungen – und das sogar noch, wenn zwischen Schreiben und Veröffentlichen ein paar Stunden oder gar Tage vergehen.

    Liveticker und Printartikel zu vergleichen ist eh nicht ganz ohne: vom hauseigenen Fernsehschirm aus tickernde Großverlags-Redakteure kommen ggf. auch nicht anders daher als Liveticker aus einer Friedrichshainer Privatwohnung. Und ob Politik- oder Wirtschaftsredakteure soviel schlechter berichten, nur weil sie zumindest (ver)öffentlich(t) eine größere Distanz zum Objekt ihrer Berichterstattung wahren, lass ich jetzt mal dahingestellt.

  2. nur fürs protokoll: Du gehst ja auch recht selten zu den union-trainings, in letzter zeit. mir ist schon klar, warum das so ist, und dass es nicht an Dir liegt. trotzdem schreibst Du über trainingsverletzungen. und warum auch nicht? es geht ja (auch) um das bewerten von informationen, die als gesichert gelten können.

    und probek hat völlig recht, liveticker bzw. liveblog kann man weder mit printartikeln noch mit blogpostings vergleichen.

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