Wie Coca-Cola Uns Jogi auf die Sprünge hilft

Ja, ja, die Macht der Sponsoren. Alltäglich. Unübersehbar. Der Einfluss wächst. Wer zahlt, will ja auch die Musik bestellen, oder? Doch langsam wird mir das ganze unheimlich. Zu welch perfiden, nahezu subversiven Methoden ein omnipotenter Brausehersteller greift – und nein, liebe Fußballgemeinde, ausnahmsweise ist nicht dieser komische, die Fußballwelt verändernde Energiedrinkhersteller aus einem bis 1806 zum Heilligen Römischen Reich gehörigen Landstrich gemeint – scheut keine Kosten und Mühen, um nachhaltig auf den Bundes-Jogi einzuwirken – So zumindest lehrte mich heute  mein täglich Gang in die Kantine.

Das, ein liebgewonnenes Ritual, wenn manchmal auch Qual (mangels Wahl), offerierte mir ein seltsam Bild beim Griff ins Kühlregal. Der in Atlanta beheimatete und mit dem DFB verbandelte Getränkelieferant sendet deutliche Signale nach Santo Andre aus, wo Jogi gerade über die Aufstellung für das USA-Spiel brütet. Und dort stand sie nun, fein säuberlich aufgereiht. Jogis neue Viererabwehrkette von rechts nach links: Philipp (was der gar nicht gerne hören mag), Jerome (endlich wieder innen), Per und Benedikt. Sachen gibt’s.

FotoPS: Es waren zu meiner nicht gelinden Überraschung tatsächlich die letzten vier Cola-Zero-Flaschen im Regal. Ich musste dafür nicht mal sortieren oder suchen.

 

PPS: Und  jeder, der jetzt den naheliegenden Gedanken hegt, dass Cola mit Absicht Nullen empfiehlt respektive mit einer veritablen Umstellung die Joginatoren zu schwächen hofft,  damit Klinsis US-Boys die nächste Runde erreichen, sollte sich dringend als Verschwörungstheoretiker staatlich vereidigen lassen 😉

 

 

 

Der Mann ist unbezahlbar

Gery Lineker, der Erfinder des Bonmots Fußball ist ein einfaches Spiel, 22 Mann jagen einen Ball und am Ende gewinnen immer die Deutschen“ hat seinen Sinn für Humor auch in den schwärzesten Stunden nicht verloren. Gestern waren seine Twitterergüsse wieder einmal legendär ob des Ausscheidens der Three Lions.

Auch wenn wir von ihnen abhängig sind, ist das keine Entschuldigung für die Italiener, so (schlecht) zu spielen wie wir.

Recht hat er.

Und natürlich durfte auch eine Anleihe bei den Großmeistern des britischen Humors, bei den legendären Monty Pythons und ihrem  „Leben des Brian“  nicht fehlen:

Köstlich.

 

Mein Sofa, mein Stadion, mein Wohnzimmer

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Vorfreude, schönste Freude … Aber mal ehrlich, von WM-Fieber war lange Zeit nix bei mir zu spüren. Mehr so im Gegentum. Es ging mir auf die Nerven das ganze Vorgeplänkel, dieses kadereske Streichorchester. Dieses Kaffeesatzleserei nach den vielen mehr oder weniger sinnvollen Testspielen. All diese aufgebauschten Hiobsbotschaften und nicht enden wollenden Katastrophen. Hier ein Pickel aufgeplatzt, dort ein Fingernagel gebrochen, dazu der gemeine Haarspliss. Flankiert von all diesen astrologierenden Astrologen. Gähn. Langweilig.

Doch Dienstag morgen war es dann soweit. Ich verspürte es dieses gewisse Kribbeln.Zunehmend mehr wurde ich ballaballa. Und schuld daran war ein eher profaner Gebrauchsgegenstand. Ein ganz herkömmliches Möbelstück – ein Sofa!

Der geneigte Leser – so er denn meine Wenigkeit ein wenig kennt –  ahnt es bereits, ich will hier jetzt nicht als Stilikone oder Wohnberater auftreten, sondern einmal mehr meiner rot-weißen Ader frönen. Besagtes Mobiliar musste sich einem Mobilitätstest unterziehen. Aus dem fernen Wedding galt es ihn fortzubewegen und in Köpenick ein neues Zuhause zu geben. Denn dort, im Ballhaus des Ostens, harrten Seinesgleichen. Gemeinsam wollten sie – besessen von ein paar Verrückten – König Fußball huldigen, der dort allabendlich über eine überdimensionale Leinwand flimmern sollte.

Hey, das wird ein Spaß werden, dachte ich noch bei mir, ehe ein Blick auf den Wecker meine Laune vergällte. 6.30 Uhr? Wtf? Warum nur tue ich mir das an.? Der Morgenschlaf war mir heilig als echtem Nachtschattengewächs. Ich ward doch ein Arbeiter der Stirne, und nicht der Faust. Ich dichtete und denkte Zeit meines Lebens in den dunklen Abendstunden. Ob nun im Studium oder in den Redaktionsstuben. Was nur um Himmels Willen hatte mich das vergessen machen? Welche Fieberwahn hatte sich meiner bemächtigt. Hätte ich nicht schön und gemütlich in meiner Stampe? So völlig stressfrei ohen Plackerei! Aber ne, musste schon was Besonders sein für den feinen Herrn. Und nun hatte ich den Salat, saß mit meinem Kumpel Svenni noch vor dem Aufstehen in der M13  und strebte der baldigen Ex-Heimat der guten alten Couch  entgegen. Denn diese wurde mir als Dauerleihgabe von einem Bekannten überlassen, der sich häuslich zu verändern gedachte und der alte Weggefährte spielte darin keine Rolle mehr.

Kam mir zupass.

Soweit die Theorie. Nun gut, die Zeit hatte ich ja schon erwähnt. Die Temperaturen auch? Nicht? Sie sollten sich daran erinnern. It was hot, damned hot. Und meine Laune stieg umgekehrt proportional zum guten alten Quecksilberthermometer an. Von der Stirne heiß, rinnen tat der Schweiß. Tröpfchen für Tröpfchen Qualität. Kommt doch von Quälen, oder? Es war nur ein  Sofa. Eins. Nicht mal übermäßig Und auch nur der zweite Stock. Doch es langte. Möbelpacker werde ich in meinem weiteren leben nicht mehr. So viel steht fest. Muss noch erwähnt werden, dass die Stadtautobahn auch noch mit dichten Verkehr aufwartete. Nicht nur der Motor geriet zunehmend ins Kochen. Die Zeit drängte zudem, da meine freundlichen Begleiter noch ihrer Arbeit entgegenstreben mussten.

Doch für all die Unbill ward man entschuldigt, als die gerentete Robbe dann sanft im Stadion an der Alten Försterei einrollte. Geschäftiges Treiben. Hektisches Kabelgezerre. Monitorcheck. Es war alles in vollem Gange. All die kleinen Couchtischchen. Nüdelich. Die weißen Lampenschirme. Entzückend, um es mit Kojak zu sagen.  Ein Tapete an den Traversen, die ich nicht einmal in den 50er Jahren mein Eigen hätte nennen mögen. Fast schon eine Persiflage eines Wohnzimmers.  das sollte gefährlich sein? Oha. Welch abgrundtiefer Verrat an der Fankultur, diesen Gralshütern der rollenden Kugel. Welch ein Dolchstoß in den Rücken der selbsternannten Avantgarde.

Doch egal. Ich war da. Mittendrin. Schweißgebadet, aber glücklich lag ich auf meiner Couch. Zum Teufel mit all denen, die uns diesen Spaß nicht gönnen wollen. Zur Hölle mit denen, die den Untergang des Abendlands und den Niedergang der Fankultur angesichts des kommerziellen Events in ihrem Wohnzimmer beschrieen. Selber mal Emotionen respektieren!  Wer sich an andere Leute Eigentum vergreift und ihnen den Spaß nicht gönnt, sollte sich einmal selber hinterfragen. Ich jammer‘ doch auch nicht rum, wenn bei Rückstand mal wieder völlig Spiel unbezogen gegen Stadionverbote angesungen wird.  Ich brülle auch nicht bei jedem Bengalo Zeter und Mordio.

Hier würde ich sitzen. Zusammen mit all den anderen Eisernen. Und Gästen. Es war nicht Union. Aber artverwandt. Und Fußball. Besonderer Fußball sogar. Und wo kuckt man das am besten? Eben! In einem Stadion und nicht auf verfickten Fanmeile am Fifa-Brandenburg-Gate oder wie immer das Ding dann auch heißen mag.

Schweißgebadet saß ich dann da. Tropfnass.Angeschmiegt an ein braun-beiges Etwas, dass in seiner Hässlichkeit an nasskalte Frühlingstage erinnerte. Aber das war egal. Meins. Drin. Zufrieden seufzet Bunki klein, hier bin ich Fan, hier darf ich’s sein. Mögen die Spiele beginnen.

 

Hören Sie auf, zu jammern, Herr Wulff

So, so, jetzt hat er also ein Buch geschrieben der Christian. Eins, das endlich die wahre Sicht auf die Dinge enthüllt. Was eine Freude … Und, Überraschung, bitter Unrecht ist dem kleinen Wulff geschähen.

Eine Träne für Petronius, und eine für Sie.

Nun gut den Makel des Versagers hatten Sie mit dem Sieg über Gabriel abgestreift. Aber auch das war nur das Glück des Augenblickes. Oder politische Dummheit des SPD-Mannes. Niemand in Niedersachsens CDU hatte ernsthaft kandidieren wollen, weil der Wahlausgang sicher schien. So mussten Sie als Streichkandiat ein drittes Mal ran nach Ihren beiden grandiosen, farblosen Niederlagen. Und hatten schlichtweg Glück. Nicht weniger, nicht mehr.

Ganz ehrlich, Sie haben es bis heute nicht begriffen. Du weißt gar nichts Jon Snow möchte man Ihnen entgegenrufen.

Eine Kampagne wittern Sie, wie die Kollegen von der Zeit so schön geschrieben haben. Vor allem der linken Coleur. Datierend aus den Zeiten ihrer Präsidentschaftsbewerbung. Bild, Spiegel und FAZ bekommen alle ihr Fett ab Klein-Chrissie gegen den Rest der Welt. Süß!!

Mal abgesehen davon, dass Ihnen hier eine seltsam anmutende  Rechts-Links-Schwäche unterstellt werden muss, möchte man fast applaudieren, dass sie den Zeitpunkt des tiefen Misstrauens, das Ihnen entgegenschlug, begriffen haben.

Denn das mag sogar stimmen. Weil Sie im besten Mannesalter, als noch vergleichsweise junger Politiker für sich beschlossen hatten, den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen und sich in die soziale Hängematte des Bundespräsidialamtes zu legen. Mit nur 49 Jahren? Mit Nicht-mal-50!!  In Rom kam auch erst ab einem gewissen Alter in den Senat. Aber um dort etwas zu leisten!

Darf ich hier mal kurz die niedersächsische Verfassung zitieren, deren oberster Lordsiegelbewahrer Sie seinerzeit waren: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Volke und dem Lande widmen, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und die Niedersächsische Verfassung sowie die Gesetze wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegenüber allen Menschen üben werde“, heißt es in Artikel 31. Kraft dem Volke widmen!

Hallo, merken sie was? Von Pfründen abgreifen steht da weniger. Der Weg ins Kanzleramt war zu weit. Zu merkelig. Zu dornig. Zu unsicher. Also sich schnellstmöglich zur Ruhe setzen. So ein repräsentativer Job ist doch auch was Feines. Zudem glamouröser. Und nicht so undankbar wie ein alltäglicher Kampf im Dschungel des niedersächsichen Landtages. Nicht so ermüdend. Ist Ihnen da nie das Wort Fahnenflucht in den Sinn gekommen? Anderen schon. Und Misstrauen. Sehr viel Misstrauen.  Wie soll man einem solchen Burschen vertrauen, der bei der ersten besten Gelegenheit kneift? Der nur an sich selber denkt.

Glauben Sie ein Richard von Weiszäcker hätte so gehandelt? Wie war das doch noch gleich mit Kants kategorischem Imperativ?

Weizsäcker. Hach. Es ist eine Schande, dass man Sie beide qua Amtes  in einem Atemzug überhaupt erwähnen muss.

Ihre Haltung zu Glogowski schon vergessen? Waren Sie es nicht, der sich als einer der schärfsten Kritiker gegenüber Bruder Johannes bei der Düsseldorfer Flugaffäre aufgespielt hatte? Forderten Sie nicht einen Bundespräsidenten, der moralisch integer sei? Und mal ehrlich, wenn Ihnen auch rechtlich nichts nachzusagen ist, allein die Tatsache, dass das geprüft werden musste, disqualifizierte sie mehr als genug für das Amt.  Davon, dass Sie die Medien in der Ausübung ihres Jobs behindern wollten, wollen wir gar nicht erst anfangem.Mit zweierlei Maß zu messen, zeugt nicht von Führungseigenschaften.

Nein, mein Herr. Sie hatten das Amt nicht verdient. Was Sie jetzt mit Ihrem Buch noch einmal nachdrücklich beweisen.

Sie haben sich mit der Kandidatur fürs Bundespräsidialamt als das geoutet, was man in der Politik nicht sehen will: als einen hemmungslosen Karrieristen und Beutelschneider. Hauptsache sich ins gemachte Nest setzen und dick abkassieren. Menschen wie Sie sind der Grund dafür, dass der Berufsstand des Politikers ein so niedriges Ansehen hat. und auch jetzt tun sie noch alles dafür, dass das so bleibt.

We few. We happy few. We band of brothers

FotoWenn ein Pfaffenspross in einer Kirche singt, muss das nicht zwingend was mit der Ausübung christlicher Gebräuche zu tun haben. Auch wenn es naheliegend scheint. Doch Roland Krispin ist zwar ein sehr ehrenwerter Nachkomme eines Geistlichen, doch seine Lieder sind eher weltlichlicher Natur. Eine Kostprobe davon gab es am vergangenen Sonnabend in Neukölln in der Nikodemuskirche. Christoph Thiel und Roland Krispin sind der eisernen Gemeinde im Südosten unserer Stadt spätestens seit ihrer Ballade  „Wir sind Union“ bekannt. Doch das Duo kann weit mehr als Stadion-taugliche Musik einspielen. In Neukölln hatten sie sich Verstärkung  mitgebracht. Franziska Kraft am Cello und Barbara Klaus-Coska am Akkordeon untermalten die beiden eisernen Barden. Und um es vorwegzunehmen, dieser mein  St. Crispins Day hätte ein paar mehr Besucher verdient gehabt als die paar Gestalten, die da waren. Aber es waren happy few, a band of brothers.

Foto2Oft und gerne – so behauptet es das Netz – werden die beiden mit Element of Crime verglichen. Ja, doch, Geht es nicht noch ne Nummer größer?, hatte ich biem ersten Lesen der Band-Bio so gedacht. Wenn man etwas nicht kennt, möglichst marktschreierisch anpreisen. Und überhaupt, es fiel mir schwer zu glauben, dass man Sven Regener & Co. so einfach das Wasser reichen könnte.

 

Gut, wenn man die sanften, vorsichtigen Töne so hört, die er anschlägt, können einem schon die traurig-schönen Klänge von Element of Crime als wesensverwandt erscheinen. Krispin kommt nicht mit dem Vorschlaghammer daher. Es sind keine Lieder zum mitgrölen. Aber spätestens bei den Texten ist mit der Ähnlichkeit Schluss. Krispin kommt viel lebensbejahender rüber, ist bei weitem nicht so melancholisch, so düster. Und man muss genau zuhören, wenn er von Ost und West schwadroniert, in Erinnerungen an eine verflossene Liebe verfällt.

Foto2Vielleicht kann einer daher meine Vorfreude verstehen, wenn am kommenden Dienstag Krispin wieder gemeinsam mit Christian Arbeit und dessen Band The Breakers auf der Bühne stehen werden und im FluxBau die B-Seite seines Vinylprojektes aufnehmen will.

 

P.S. Bessere Bilder findet man beispielsweise hier.  Bin halt doch nur ein Schreiberling.

 

 

 

Du, die Wanne ist voll (Szenen meines Lebens XIV, nicht zwingend in chronologischer Reihenfolge)

Mens sana in corpore sano. Nie ward mir das besser bewusst als in diesen Tagen, da mich ein fürchterlicher Rücken plagt. Körper und Geist sind untrennbar miteinander verbunden. Denn neben dem körperlichen Schmerz kommt da noch der geistige Frust hinzu. Nun gut, an beidem bin ich nicht ganz unschuldig. Der Versuch meinen Barbaren zu leveln, weil das dumme Biest Diablo ihn mir immer kurz vor dem finalen Hieb in die ewige Jagdgründe schickt, ist das eine. Mit besserer Taktik sollte ich endlich in den fünften Akt des Computerspiels einsteigen können. Viel schlimmer aber war meine hausgemachte Dummheit, das altgeliebte Computerspiel am Couchtisch betrieben zu haben. Sie wissen schon, eine Muskulatur entspannende Haltung geht anders.

Nun gut. da muss ich jetzt durch. Doppelt. Und natürlich sucht man Abhilfe. Zumindest für den physikalischen Teil, denn das Hirn wird sich erst entspannen,  wenn ich den Teufel erledigt habe und den sehr ehrenwerten Mr. Baal verfolgen darf. Aber zurück zum Nass und meinem Rücken. Ein heißes Bad gehört da zu den Sachen, die gemeinhin als empfehlenswert für Verspannungen gelten. Was mich in die Abgründe der Nostalgie driften ließ.

Denn ich gehöre eher zu den Menschen, die nicht dem heißen Wannengenuss frönen. Ich bin ein Warmduscher. Ist praktischer. Schneller. Spart Wasser. Ist also umweltbewusster und Geldbeutel schonend. Und überhaupt.

Sicher, auch ich stiegt derweilen in das mit heißem Nass gefüllte Porzellanbecken. Meist dann, wenn es mit entsprechenden Düften und netter weiblicher Begleitung gefüllt war. So mit Kerzenlicht, Schaum und prickelndem Schaumgetränk französischer Herstellung. Aber das dient mehr der Belustigung als der Entspannung  und liegt nun auch schon eine Weile zurück. Zumindest das letzte Mal.

Und doch habe ich ob meiner Jugend richtig schöne Erinnerungen an große, dampfausstoßende Gefäße, in denen ich mich räkeln durfte. Es war ein samstäglich Ritual zu den Zeiten, als der Fußball noch nicht auf allen Kanälen lief. Als noch kein Pay-TV am Horizont und Privatfernsehen versuchte, das Bildungswesen zu konterkarieren. Mein ehrenwerter alter Herr und ich stiefelten regelmäßig am sechsten Tag der Woche in den Nassraum. Nur wir zwei. Dafür aber bewaffnet mit einem Kofferradio! Denn es galt der Bundesliga-Konferenz auf NDR 2 zu folgen. Die war mitnichten mit dem Anpfiff zur Stelle. Erst in der zweiten Halbzeit, also da, wo die Spiele spannender wurden, dröhnten die sonoren Stimmen der Kommentatoren durch unsere heilige Hallen, trugen uns auf unsichtbaren Wellen von einem Spielort zum anderen, ließen uns jueblen udn aufstöhnen. Je nach Gusto.

Es war eine Zeit, in der ich als Jungfan der damals drittöstlichsten und heute zweitöstlichsten Bundesligamannschaft arg zu leiden hatte. Davon schrub ich ja schon an andere Stelle. Aber, wie gesagt, es war ein Ritual. Da lagen wir nun im kühler werdenden Nass, lauschten ergriffen den Torschreien. Stets hin- und hergerissen in dem Verlangen, Heißes nachzufüllen oder uns aus der Wanne zu quälen. Denn bis zum Anpfiff der guten alten Sportschau, die seinerzeit nur die Highlights einiger weniger Spiele präsentierte und noch nicht eine allumfassende Berichterstattung für ihr Publikum vorhielt, galt es noch andere Dinge zu erledigen. Mit Schirm, Charme und Melone harrte unser im Dritten. Auch Time Tunnel. Wobei ich mich nicht mehr Recht erinnere, ob das nicht eher nach der Sportschau lief denn parallel. Zumindest lief es, bis das große Fernsehprogramm des Abends begann, stets eingeläutet durch Mr. Tagesschau Karl-Heinz Köpcke.

IMit einsetzender Adoleszenz ging das Ritual zunehmend verloren. Ich trieb mich pfeifenderweis auf Fußballplätzen herum. Samstag die C- Junioren oder irgendwelche Damen, die angeblich das Leistungsniveau der Regionallia inne  hatten Später dann höherklassig. Und als ich dann noch später gar den geliebten Status des Homo studiosus erklommen hatte, waren mir die Wannen in meinen ersten Behausungen verloren gegangen. Und damit wohl endgültig die Vorliebe zum Baden …

I’m dreaming of a black-an‘-white World Cup

Foto: Gassmann/Express

Weiß? Also ganz in weiß. Vonne Birne bis zu die Füße, wenn man mal absieht von dem komischen roten, äh Brustring? Pfeil? Balken? Ja was denn eigentlich? Und Schwarz und Gold muss man auch noch mit der Lupe suchen, so sehr werden die Nadelstreifchen am Rande von den Rotbalken überschattet. Unsere Landesfarben sind ja – den Lützower Jägern sei Dank und dem Hambacher Fest eingedenk – ganz bestimmt schon immer auch schwarz-rot-rot.rot-gold, ne?

Aber egal. Lassen wir das. Kommen wir zum Grundsätzlichen zurück. Auch noch ne weiße Hose? Nun komme man mir nicht damit, dass der DFB schon 1970 in Mexiko gegen Uruguay in blütenweiß Platz 3 errungen habe. Oder die berühmte Wasserschlacht von Frankfurt anno 74 gegen die Polen. Das waren Ausnahmen. Geschuldet auch in nicht unerheblichem Maße  dem schwarz-weiß Fernsehen. Also heutzutage im Zeitalter des Supertechnicolor-HD-Sonstwas-MultiKulti-Schnickschacks unnötig wie ein Kropf. Und das, weiß jedes Kind. Selbst wenn man später geboren ist und nicht wie ich damals die Sprengel-Bildchen der Weltmeisterschaften von 1966, 1970 und 1974 gesammelt und fleißig eingeklebt hat (und ja liebe Kinder, es gab auch mal eine Zeit vor Panini!)

Also ganz ehrlich verarschen kann sich der Fan alleine. Dazu bedarf es keineswegs der Marketingstrategen von Adidas, die mit den beiden neuen WM-Kleidungen eine ausgesprochene Abneigung gegen Tradition offenbaren.

Das anthrazitfarbene von 2002 konnte man ja im Sinne der Historie noch irgendwie hinnehmen. War ja ein leichter Grünstich drin. Auch mit dem Reversen, also schwarzes Hemd, weiß Hose, konnte man sich zur Not anfreunden. Mit letzterem machte man immerhin die Klinsmann’sche, Sündfall, die Rot-Orgie im Away-Dress vergessen.

Doch bei der letzten Euro in Polen und in der Ukraine war es endlich soweit. Es wurde  sich endlich wieder dem klassischen Grün verschrieben. Zurück zu den Wurzeln, dachte ich glücksbeseelt. Ende Allende mit den ganzen scheußlichen Experimenten. Jott sei’s jetrommelt und jepfiffen. Was von den Marketender mit Liebe zum Detail ja ausgiebig gefeiert wurde.

Mit stolzgeschwellter Heldenbrust verfolgte ich das Geschehen im fernen Polen und in der Ukraine. Zitterte in Grüne bei Siegen und bei Punktverlust.  Alles in der Hoffnung, dass es Fotouns künftig ein treuer Begleiter sein wird. Ach ja, Weit gefehlt. Ales nur von kurzer Dauer. Und was immer das sein soll, was uns die Sportschuster aus Franken diesmal aufnötigen, mit den Jungs, die den Adler auf der Brust tragen, hat das nichts, aber nullkommanix zu tun! (Foto: Bunkus)

 

Was zum Teufel spricht denn gegen das allseits beliebte  Grün? Legendäre Schlachten wurde darin geschlagen. Das 3:1 im Wembley-Stadion 1972 im EM-Viertelfinale. Das 2:3 gegen die Gauchos anno 1986. Ein Spiel, das die Albiceleste ohne die Hand Gottes im Viertelfinale gar nicht hätte bestreiten dürfen. 1974 wurden die  Schweden 4:2 im  Rheinstadion zu Düsseldorf abgeferkelt. (Ja, auch das gab es mal. Stadien, keine Arenen!) Die Liste ließe sich fortsetzen. Spielend.

Grün ist die Hoffnung. Kann sich das keiner bei  der Marke mit den drei Streifen merken? Was rauchen die für ein Zeug? Egal was es ist, nehmt weniger.  Oder sind die alle gemäß der scherzhaften englischen Übersetzung (all day i dream about sex) mit was ganz Anderem beschäftigt da unten in Herzogenaurach?

Die Pk, die niemals war

Das Nachfolgende hat sich natürlich niemals so zugetragen. Wird es auch nie. Und jede Ähnlichkeit mit irgendwelchen Personen ist natürlich der absoluten Zufälligkeit geschuldet. Was denn sonst? Eben. Also, ad rem.

Der Ort: Ein fensterloser Raum in einem schnieken, hypermodernen Fußballtempel im Südosten einer nicht ganz kleinen Großstadt. Sagen wir mal östlich der Elbe.

Die Protagonisten: Ein beliebiger Berufsfußballspieler (Vollzeit), im folgenden BFS abgekürzt. Ein Chefübungsleiter (hauptamtlich), kurz: Cheffe: verheiratet, (Anzahl der Kinder aus erster Ehe der Redaktion bekannt). Dazu ein klubeigener Moderator, kurz KluMo. Und natürlich eine Bande sensationsgeiler, hyperventilierender Medienfuzzis, die in ihrer nie enden wollenden Perfidität nur darauf aus sind, dem Klub ein schlechtes Zeugnis ausstellen zu wollen und dem Cheffe seine wertvolle Zeit zu klauen. Im folgenden als NB (Nervbolde) 1 bis 5 usw. abgekürzt.

Die PK beginnt, Cheffe beißt noch mal schnell von einem Brötchen ab, das er sich spät, aber dank seines überragenden Stellungsspiels doch noch sichern konnte, weil die sonst so vorhandenen Mitarbeiter des Klubs (sind in der Überzahl gegenüber der Journaille) ihm kaum eins übrig gelassen hätten bis zum Ende der PK. Cheffe  macht noch schnell  – begleitet von einem breiten Grinsen – einen freundlichen Soundcheck für die Journalisten, in dem er vor deren Aufnahmegeräten noch rasch und lautstark ein wenig mit seinem Schlüsselbund herumklimpert. Wäre ja schlimm, wenn der Aufnahmepegelanzeiger nicht ausschlagen würde. Hilfsbereit ist er, dass muss man ihm lassen. Auch beim Abhören ist der jeweilige Schmierfink Journalist dann bestimmt sofort hellwach.

KluMO: BFS, laut den Medien haben wir letztes Wochenende nicht gewonnen.

BFS: Das stimmt so nicht. Das ist eine böswillige Unterstellung. Wir haben nicht verloren. Das sollte man mal festhalten.

KluMO: Jetzt am Sonntag spielen wir gegen den nächsten Gegner.

BFS: Wir ist da so ein Wort.Wir. Ihr sitzt schön auf der Tribüne. Und ich weiß ja nicht, ob der Trainer mich lässt. Wir haben 22 gute Spieler im Kader, alle haben ihre Qualitäten. Da will jeder spielen. Auch die Putzfrau oder der Zeugwart. Und ob ich gespielt habe, erfahre ich auch immer erst nach Schlusspfiff. Vorher gibt der Trainer den Kader ja nicht bekannt.

KluMo: Ein Sieg am Sonntag vorausgesetzt und wir stehen in der Tabelle auf einem Aufstiegsplatz.

BFS: Ach, das ist doch nur eine Momentaufnahme. Wir haben doch erst drei Drittel der Saison gespielt. Das hat alles keine echte Aussagekraft.

KluMo: Aber wir hätten dann einen Zwei-Punkteschnitt. Wie weit ist man dann noch von der Bundesliga entfernt?

BFS: Meilenweit. Dazu muss man doch nur mal am Montag den Kicker aufschlagen. Da kommen seitenweise die Erstligisten vor. Zwei Seiten pro Spiel. Mindestens. Und dann noch Spanen, England, Italien. Suchen Sie mal nach der Zweiten Liga. Die ist da kaum zu finden. Die ist irgendwo ganzweit  hinten versteckt. Die Bundesliga ist also richtig fern. Und gemein wie die beim Kicker nun mal sind, speisen sie uns am Montag immer mit einer unvollständigen Tabelle ab. Da fehlt immer ein Spiel. So können wir uns nie ausrechnen, wie weit wir von der Bundesliga entfernt sind.

NB2: Ihr habt in der Saison das System umgestellt. Was ist dir persönlich eigentlich lieber: Mit nur einer Spitze oder mit zweien?

BFS: Och, das ist mir egal (hinter seinem Rücken flüstert Cheffe dem KluMo diebisch grinsend zu: „Ihm ist alles egal, Hauptsache er spielt.“). Ich kann über mich jetzt nichts groß Lobenswertes sagen. Mir ist beides Recht. Ich kann rechts wie links, vorne hinten, oben, unten.

NB2 hakt nach: Aber ihr Kollege hat gesagt, selbst als er alleine da vorne spielte, ihm wäre ein System mit zwei Spitzen lieber.

BFS: Ach immer dieses System-Frage. Immer dieses sich Aufhängen an  4-4-3 oder 4-4-2 oder irgendwelchen Ketten. Ob Vierkette, Dreierkette, Perlenkette. Das ist doch alles egal. Es geht hier doch um Fußball. Natürlich freue ich mich, wenn ich spiele. Dafür lebt man doch, dafür ist man Fußballer geworden. Aber das entscheidet der Trainer..

KluMO: Nun gut fragen wir mal den Trainer,  warum wir am Sonntag die drei Punkte hier behalten..

Cheffe:  Ich finde diese Fragestellung schon nicht korrekt. Sie lässt jeglichen Respekt vor dem Gegner vermissen. Die spielen auch 2. Liga! Da kann jeder jeden schlagen. Wenn man da nicht hellwach ist, immer 110 Prozent gibt, kann das ganz schnell nach hinten losgehen. Alles muss man sich erarbeiten. Jeden einzelnen Spieltag lang. Die spielen ja auch mit elf Mann. Jedes einzelne Spiel. Das müssen Sie sich mal vorstellen! Die haben Abwehrspieler, die abwehren, Mittelfeldspieler, die in der Mitte wirbeln. Und Stürmer. Wir dürfen nicht vergessen Stürmer.

KluMo: Ich glaube es ist dann jetzt die Gelegenheit für die Pressevertreter Fragen an den Trainer zu stellen. Bitte warten Sie, bis wir Ihnen das Mikro reichen. Wir wollen das im Klub-TV ausstrahlen, damit unsere Fans nicht mehr zum Zeitungskauf mühsam das Haus verlassen müssen, sondern schön bequem vor ihrem PC das Klub-TV-Abo genießen können. Kostet übrigens nur 4,95 Euro im Monat.

NB1: Haben sie denn schon eine Vorstellung davon, wie sie das Spiel angehen wollen?

Cheffe. Herr NB1 , ich sehe sie hier mit einer Kamera. Ich weiß nicht, als was sie hier sind. Als Fotograf oder Journalist? Ihnen antworte ich nicht.

NB4: Worauf muss man sich beim Gegner einstellen?

Cheffe: Die haben 15 Spieler abgegeben. Abert auch 15 dazu bekommen. Den A, den B. C auch noch  (rattert alle in alphabetischer Aufstellung runter). Die sind spielstark, kampfstark, schussstark, defensivstark, wolfgangstark. Das ist ne richtig gute Mannschaft und überhaupt nicht mit der zu vergleichen, die im kommenden Jahr gegen uns spielen wird.

NB2: Herr Cheffe, aber mit einem Sieg morgen könnte der Klub Geschichte schreiben …

Cheffe: Geschichte? Das ist doch Kokolores. Das ist mir zu boulevardesk. Das mache ich nicht mit. Immer diese Schlagzeilen. Immer diese großen Buchstaben. Glauben sie denn ich bin blind und dass ich eine Brille brauche? Ich kann lesen! Sehr gut sogar. Das Kleingedruckte und zwischen den Zeilen. Machen Sie mich nicht älter, als ich bin. Ich bin drei Jahre jünger als der Kollege Benno Möhlmann. Das habe ich extra nochmal nachgeschaut.

NB2: Herr Cheffe, Ihnen wird nachgesagt, dass sie immer versuchen, alles unter Kontrolle zu halten …

Cheffe: Das stimmt doch so gar nicht. Das können Sie die Spieler fragen.

NB2: Würden wir ja gerne. Aber die dürfen nicht mit uns reden.

Cheffe: Das wieder so eine Unterstellung. Ich habe den Spielern das niemals verboten. Zu keiner Zeit. Nur nicht erlaubt. Außerdem wird mir das zu persönlich. Nur Fragen zum Spiel, bitte.

NB3: Mit welcher Mannschaft wollen sie denn das Spiel angehen?

Cheffe: Das weiß ich jetzt noch nicht. Es sind noch zwei Trainingseinheiten bis zum Spiel. Da muss ich die letzten Eindrücke abwarten. Es könnt sich ja jemand noch verletzten. Oder der Himmel nicht das richtige Blau haben. Sie glauben doch nicht jetzt allerernstens, dass ich Ihnen etwas zur Mannschaftsaufstellung sage. Die weiß ich ja selber noch nicht mal genau. Das ist mir jetzt alles zu persönlich.

NB3: Sie haben also noch nicht im Kopf welcher BFS den jetzt ausfallenden BFS ersetzen soll?

Cheffe: Doch, natürlich. Aber das werde ich Ihnen doch hier nicht erzählen. Das schreiben sie doch brühwarm auf. Sie können ja die Tinte nie halten. Die anderen Trainer lesen doch auch. Die kaufen doch am morgen vor dem Spiel immer alle sechs Tageszeitungen auf, um zu sehen, was ich mir habe einfallen lassen. Nochmal, die kaufen alle sechs Zeitungen auf! Wie soll ich die denn da überraschen? Ne, das sage ich ihnen nicht. Auch wenn ich es noch nicht im Kopf hab.

 NB5: Mit welchen Erwartungen gehen sie an das Spiel?

Cheffe: Das ist mal wieder typisch. Diese Fragestellung. Das mache ich nicht mit. Immer diese Erwartungen. Dadurch setzt man doch alle unnötig unter Druck. So ein Spiel kann ganz schnell vorbei sein. Nach nicht mal 90 Minuten. Nochmal, nach nicht mal 90 Minuten. Da kann ich doch keine Prognosen abgeben. Das wäre nicht seriös. Und Sie wollen da von Erwartungen sprechen?

NB1 (ganz vorsichtig): Und warum ist dieses Spiel jetzt so schwer?

Cheffe: Das ist doch völlig klar. Das nächste Spiel ist immer das schwerste. Und das übernächste das überschwerste. Von dem danach will jetzt gar nicht erst anfangen, denn wir müssen nur von Spiel zu Spiel denken. Alles andere ist Kokolores.  Wir müssen uns immer auf das nächsteschwerste Spiel vorbereiten und da alles in die Waagschale werfen. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Sogar die, die hier gar nicht mitspielen. Nein, wir  müssen vor allem die Ordnung halten. So wie beim Einlaufen. Das sieht immer recht hübsch aus. Wir müssen hinten gut stehen, kompakt stehen, schnell umschalten und Geduld bewahren. 90 MInuten können verdammt lang sein. Wenn man da nicht aufpasst, ist das Spiel ganz schnell vobei.

 

 

 

 

 

Willkommen im Club, Angie

Ich hatte das ja gestern schon mal getwittert. Willkommen im Club, Angi-Maus. Aber was die lieben Kollege von der Gazette mit den vier Buchstaben sich jetzt leisten, ist auch etwas heuchlerisch.

Uns? Nur weil es jetzt auch das Merkelchen betrifft, spionieren die Amis uns aus?Das machen die doch schon immer und nicht erst jetzt.  Wo war der  bildliche Aufschrei, als eben diese etwas prominentere Handynutzerin von all den Sachen im „Neuland“ nix wissen wollte, die Abschöpfungsmaßnahmen der NSA als unwichtig beiseite schob. Sie war ja nicht betroffen. Nur Otto-Normal-Bürger. Und jetzt soll man sich mit ihr solidarisieren über soviel Unverfrorenheit unserer Freunde? Ne, meine Herren. Ist nicht. Geschieht ihr Recht. Und wo bleibt denn die berechtigte Fragem, wieso Herr Pofallera gelogen hat? Lügen durfte! Weil er von der armen, abgehörten Merkel das Plazet dazu hatte …