Eiserne stürmen den Bundestag

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es hat ein bisschen was von Bert Brecht. „Stell Dir vor es kommt Krieg und keiner geht hin – dann kommt der Krieg zu euch.“ Oder auch: Wenn die Politk aus dem Stadion raus muss, zuletzt ja ein durchaus kontrovers diskutiertes Thema, dann muss der Fußball eben in die Politik. 😉  Denn wer immer auch am 22. September bei der Bundestagswahl das Direktmandat für den Wahlkreis Treptow-Köpenick gewinnt, der Sieger steht bereits vorher fest. Es ist der 1.FC Wundervoll.Doch, doch!

Denn wohin man auch schaut, bei den großen Parteien kandidiert eine eiserne Troika. Für die Linken will Gregor Gysi (65) sein Mandat verteidigen. Der ist seit November 2011 Mitglied beim 1.FC Union, weil er den seinerzeit über Aktien cofinanzierten  Tribünenneubau der Köpenicker fördern wollte. Kommen wir vom linken zum rechten Flügel. Dort stürmt mit Fritz Niedergesäß ein langjährige Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses (1990 – 2006). Über eine Dekade war der alte Fritz (Jahrgang 1940) im Aufsichtsrat der Eisernen tätig.

Und auch der gute alte Sozi Matthias Schmidt, geboren 1963,  ist wahrlich kein uneisernes Blatt. Der gebürtige Hesse, der seit 1991 in der Hauptstadt weilt, ist nicht nur Mitglied beim 1.FC Union, sondern war phasenweise auch aktiver Kicker  bei der AK40 zugegen.

Mit anderen Worten: Köpenick, du hast zwar die freie Wahl. Aber Eisern siegt immer. 😉 Wobei allein aus biologischen Gründen lediglich dem Herrn Schmidt zugetraut werden könnte, dass er es noch wie weiland Fürst Otto von B. bis zum eisernen Kanzler schafft.

Schwerkraft

Eine Kleinfamilie quert im Dunkeln einen Zebrastreifen. Sie gemächlich, er auch. Aber das Kind, es hüpft. Hops, hops, hops – von einem Bein aufs andere. Lassen wir mal dahingestellt, dass das bei eisigem Untergrund sicherlich nicht die ratsamste Fortbwegungsart sein mag. Von wegen der Glätte und so. Aber es ist  unbeschwert. Hüpf. Sorgenfrei. Hüpf. Mit sich und der Welt  im Reinen und  voller Lebenslust, die es sicher nicht in Worte fassen könnte. Ein schöner Anblick. Nicht mal selten. Und wird doch von uns kaum roch richtig wahrgenommen.

Wir Erwachsennen hüpfen nicht. Auf keinen! Wir schreiten. Gehen. Stolzieren. Warum haben wir das Hüpfen verlernt? Ziehen uns die Alltagssorgen so sehr zu Boden, dass wir der Schwerkraft kaum noch entrinnen können? Oder versuchen wir es einfach nicht mehr?

Lauras Sternstunde

So, so. An der Hotelbar also. Und auch noch ´des Abends nach dem Drei-Königs-Treffen. Genauer gesagt nach dem Ball auf dem Drei-Königs-Treff der FDP. Das ist natürlich der echt beste Ort, um ein „professionelles Gespräch“ zu führen. Glaubt  jedenfalls die Frau Himmelreich. Laura mit Vornamen. Und ihres Zeichens Enthüllungsjournalistin. Und  ihre geifernden Kollegen beim Stern entblöden sich nicht, das unter der Überschrift „Der spitze Kandidat“ so richtig reißerisch an den Leser zu bringen. Bedient wahrscheinliche besser die  niederen Instinkte der Käuferschaft als die leicht despektierlich-sarkastisch gewählte Headline „Der Herrenwitz“, die Laura Himmelreich selber bar jeden Voyeurismus‘ gewählt hat.

Lassen wir mal dahingestellt, dass hier ein allzu rüstiger Rentner seinen männlichen Charme maßlos überschätzt, indem er eine Mitzwanzigerin in gelöster Atmosphäre zuflirtet. Unbeholfen zuzuflirten versucht. Eigentlich gibt sich der gute Rainer B. damit allein schon genug der Lächerlichkeit preis. Dermaßen große Altersbarrieren kann auch eine im Übermaß testosterongeschwängerte Aura der Macht nicht wirklich überbrücken. Das ist der eigentliche Herrenwitz. Nicht mehr, nicht weniger. Und schon gar nicht die ach so frivole Gesprächsführung des FDP-Spitzenkandidaten gegenüber Sterns Laura. .

Sei es, wie es sei. Kucken wir doch mal, was denn der guten Laura auf ihrer quasi feierabendlichen Investigativtour im Freistaat zu vorgerückter Stunde so Schlimmes widerfahren ist.  „Brüderles Blick wanderte auf meinen Busen.“ Hach, wie verwerflich. Wie überaus erniedrigend! Ist in  der Evolutionsgeschichte noch nie vorgekommen, oder was? Das natürlichste von der Welt wird hier als sexistisch instrumentalisiert.

„Im Laufe unseres Gesprächs greift er nach meiner Hand und küsst sie.“ Pfui, Spinne. Manch einer würde das als Galantarie begreifen, Brüderle gar als einen Kavalier der alten Schule begreifen. Ist ja immerhin etwas aus der Mode gekommen der gute alte Handkuss in Zeiten von „High five“ oder „Yo, was geht“ als Grußformeln. Natürlich ist es ein Annäherungsversuch. Aber ein respektvoller.

„Herr Brüderle“, sage ich, „Sie sind Politiker, ich bin Journalistin.“
„Politiker verfallen doch alle Journalistinnen“, sagt er.
Ich sage: „Ich finde es besser, wir halten das hier professionell.“
„Am Ende sind wir alle nur Menschen.“

Eben. Menschen. Zu vorgerückter Stunde. In einer Bar. Und nicht in einer professionellen Interviewsituation, wie hier versucht wird zu betonen. Für Frau Himmelreich aber ist das Private auf einmal Politisch.

Klingt ein bisschen gekünstelt die ganze Aufregung in meinen Augen. Und mal ehrlich, die Anbandeleien zwischen den Mächtigen und denjenigen, die darüber berichten, sind doch nichts Ungewöhnliches oder Entehrendes. Schon Gerhard Schröder vergessen und seine Doris? Oder Joschka Fischer, der dem Liebreiz der weiblichen Journaille gleich zwei Mal erlegen war?

“ … der Grat zwischen locker und enthemmt ist schmal“, schreiben die Kollegen vom Stern in aufrechter Empörung. Der zwischen rechtschaffener Entrüstung und Verklemmtheit ebenfalls, meine Herren. Denn bitte schön, Brüderles „“Sie können ein Dirndl auch ausfüllen.“ kann auch als unbeholfener Versuch eines Komplimentes angesehen werden. Nicht zu vergessen, ein dem Ambiente des Treffs angemessenes Kompliment. Befand man sich nicht gerade im Freistaat zu Bayern? Dirndl, Dekollete! Eben.

Warum sie erst jetzt mit diesem Scoop, dieser bahnbrechenden Enthüllungsgeschichte aufwartet, also ein Jahr nachdem sie sich zugetragen hat, erklärt die Autorin auf Twitter recht lapidar. „Weil eine Geschichte über das „neue Gesicht“ der FDP nun eine andere Relevanz hat.“, so ihre Aussage. Ach, ein Spitzenplotiker war er vorher nicht? Erst jetzt als Spitzenkandidat ist er das „neue Gesicht“? Lächerlich.

Im übrigen ist hier rech hübsch zu sehen, dass Frau H. das Instrumentarium von Twitter nicht beherrscht. Sie antwortet nämlich nicht nur dem aus der Reihen der Liberalen stammenden Fragesteller @OlliLuksic, sondern auch sich selber @im_Himmelreich. Ein ntm sozusagen. A note to myself. Bisschen aufgeregt die junge Dame. Aber das kann ja im Eifer des Gefechts mal passieren …

Nun ja, muss man ja nicht alles können. Das Internet ist eben tückisch. Was Sterns Laura aber beherrscht, sind ihre graue Zellen.  Über ein Jahr her das ganze. Doch so unauslöschlich ins Unterbewusstsein eingebrannt, dass man 12 Monate später exakt noch davon zitieren kann. Respekt. Neid. Kann ich eher nicht. Was übrigens auch anderswo aufgefallen ist.

Je später der Abend, umso geringer die Zitate, nur noch subjektive Wahrnehmung der Autorin. Sicherlich kein Zufall. Zum Glück weiß sie noch, wo sie ihre Hände hat.

Gegen ein Uhr nachts tippt ihm seine Sprecherin an die Schulter. Brüderle verabschiedet sich von den umstehenden Männern. Dann steuert er mit seinem Gesicht sehr nah auf mein Gesicht zu. Ich weiche einen Schritt zurück und halte meine Hände vor meinen Körper. Die Sprecherin eilt von hinten heran: „Herr Brüderle!“, ruft sie streng. Sie führte ihn aus der Bar. Zu mir sagt sie:“Das tut mir leid.“ Zu ihm sagte sie: „Zeit fürs Bett.“

Welch schöne Pointe. Da hat doch eine Geschlechtsgenossin den frivolen alten Sack so richtig schon zusammengeputzt. Wie einen Schuljungen hat sie ihn abtreten lassen. Köstlich.. Aber da langt Himmelreichs Laura nicht.

Ganz sicherlich will diese aufrechte Streiterin der Demokratie und ihres Geschlechtes auf keinen Fall nur Auflage und Quote mit anrüchigen Geschichten machen. Da wäre eine emanzipierte Frau von  Welt weit davon entfernt.

 

Schlechte Zeiten

Ja, doch, die Zeiten sind hart. Kein Geld, keine Kohle, kein gar nix. Nicht nur Griechenland geht es schlecht. Auch hierzulande muss kräftigt gespart werden von der öffentlichen Hand. Die Kassen sind nun mal leer. Was zwar die Herren Berufspolitiker nie daran hindern wird, ihre Pfründe stets ein wenig zu mehren. Ansonsten kehrt ein wohltuender Realismus ein. Alles geht auch eine Nummer kleiner, etwas weniger protzig. Gut so.

Obwohl. Folgende Fundstücke lassen mich dann ein wenig ins Grübeln kommen.

 

Übertreibt man aber nicht doch ein bisschen mit dem Sparwahn? Oder ist das nur der Ausdruck einer neuen Bescheidenheit?

Das Fell des Bären

 

Ja doch, wir alle wissen, was ein Möter ist. Seit Mell Brooks Spaceballs zumindest. Halb Mensch, halb Köter. Doh jetzt bevölkert eine neue Spezies unsere geliebte Hauptstadt. Halb Mensch, halb Bär. Was ist das? Bär-Man? Kopflos am Brandenburger Tor? Oder ist das das berühmte Fell des Bären, das zerlegt wird, bevor es erjagt?

Flammen in der Nacht

Kerzen zucken im Raum umher

Schatten hinauf an den Wänden

Und mitten drin ein weites Meer

Gedanken, die nie enden.

Niemals gesucht und doch gefunden

Ein Moment den man halten mag

Doch grausam er so schnell entschwunden

Die Freud? Ging unter mit dem Tag

So wisse meine dunkle Rose

Dass niemals ich dir zürnen kann

Selbst wenn du schweigst, du Sprachenlose

Mir bleibt Erinnerung als dann

Mit ihr durchgleite ich die Nacht

Versuch den Strudeln zu entfliehn

Die wogengleich mit aller Macht

Versuchen mich hinabzuziehen

Drum lebe wohl und blühe weiter

In deinem Garten selbst erkoren

Doch brennt die Flamme als Begleiter

Auch wenn der Weg erscheint verloren

Drei Jahre alt, aber immer noch aktuell

Das fiel mir heute beim durchforsten meines Computers wieder ins Auge. Bislang kannten es nur zwei Personen in der Welt. Und die eine wusste es nicht mal zu würdigen. Küstlerpech.

Es ist das Neue was betört,
So reizvoll, dass das Alte stört
Zu wissen wie mein Schnarchen klingt,
die Worte meiner, die man zwingt,
Nur mühsam runter, obgleich sie wahr
Nur hören mag nicht. Sonnenklar!

Und selber einem fehlt die Kraft
Zu forschen nach der Leidenschaft
Die einstmals brannte ungeheuer
Doch nun so fern, vielleicht zu teuer.

Drum renne weiter in die Nacht
Die Dunkle, die nur Leiden schafft
Du siehst nur wohl verdienten Zorn
Der Kampf ums Glück beginnt von vorn
Zurückgesetzt, verlacht, vermieden,
all das dich quält nicht nur hernieden

Drum geht die Stolze einfach vor
Eröffnet sich ein jedes Tor
Was gar verspricht etwas zu halten
Und lässt dabei von allem Alten

Doch Kraft alleine nicht nur dir
Gar fehlt manchmal auch mir
Und sie zu geben ist nicht leicht
Wenn immer sie so leicht entfleucht
Drum trink den Becher ich zur Neige
Versuch zu leben gar nicht feige

Ich war allein, ich hatt’s geschafft
Es hat mich nicht hinweggerafft
Dort find ich notfalls wieder hin
Auch wenn ich and’res hat im Sinn