Alles langweilig, oder was?

Trainingsauftakt beim 1.FC Wundervoll. Für gemeinhin eine Angelegenheit von allgemeinem Interesse. An guten Tagen  kommen da auch mal vierstellige Truppenteile zusammen. Beispielsweise beim Debüt von Uwe Neuhaus.


Foto: Koch

Mag es auch unfair sein Sommers mit Winters zu vergleichen, gestern wähnte sich die illustre Boulevardjournalisten-Runde (inklusive meiner Wenigkeit)  im falschen Film. Dass die Mannschaft gestern mit Tross, Proband & Co. die Zahl der Kibitze überstieg, kann ja schon mal vorkommen. In der Regionalliga-Saison 07/08 wollten sich immerhin rund 40 Eiserne das Spektakel ihrer Lieblinge nicht entgehen lassen.

Doch das der Journlistenschar die Köpfe der Anhängerschaft zahlenmäßig auch hinter sich lässt, verwundert dann schon. Ganze 1,5 Fans (ein Großer und sein Kleiner) waren gestern an der nasskalten Alten Försterei dabei. Und auch da ist das reine Fandasein nicht richtig gezählt, war doch einer der beiden ein munterer Mitbetreiber eines sehr ehrenwerten Unionfan-Blogs. Mit anderen Worten, publizistisches Interesse in moderner Form war vorhanden!

Warum diese Minuskulisse? Die Ruhe vor dem Sturm? Alles nur der Festtagszeit und dem kuriosen Termin zwischen den Feiertagen geschuldet? Also den Tagen, in denen ohnehin alles den Göttern der Völlerei untergeordnet wird? Und sei es aus biologischen Gründen.

Kann eigentlich nicht so sein. Union steht ja für einen Auffsteiger blendend da. Das muss doch locken. Sollte etwa? Wird der 1.FC Wundervoll gar, man traut es sich kaum auszusprechen, … ein kleines bisschen langweilig? Mittelfeld gleich graue Maus? Ist man in Köpenick nur noch das Spektakel gewöhnt? Wie das Weihnachtssingen etwa, was ja auch bei kaum weniger günstigen Temperaturen 8000 Sangesbrüder und -schwestern an die Alte Försterei lockte.

Ist Trainer Uwe Neuhaus, ohnehin nicht als bekennender Freund der Unterhaltungsbranche bekannt, bestimmt ganz recht. In Ruhe arbeiten, möglichst unter Ausschluss der Öffentlichkeit, so sein Credo. Panem et circensis? Nicht des akribischen Arbeiters Ding. Entscheidend ist für ihn allein auf dem Platz. Und nicht daneben. Das ist nur störend Beiwerk. „Eigentlich wollte ich heute dreieinhalb Stunden trainieren lassen, damit die Journalisten die Lust verlieren, Fragen zu stellen“, verpackte er seine Ansichten in einen  vermeintlichen Scherz.

Ha, ha. Gut gelacht. war ja auch nett da bei leichtem Nieselregen, immer noch gefrorenen Böden und zahlreichen Wasserpfützen, die die Wege säumten. Da möchte man schon mal zum Augenblicke sagen, verweile doch, du bist so schön.

Oder liegt es vielleicht auch daran, dass man die Herren Gebhardt, Biran, Benyamina & Co. zwar als formidable Fußwerker kennt. Doch die Menschen dahinter einem leicht fremd sind? Dass der manchmal ans manische grenzende Kontrollversuch, von der Schwesterzeitung hier nur am Rande gestreift, teils auch kontraproduktiv sein kann?

Wahrscheinlich von allem etwas. Es kommt halt auf die Mischung an. Profi-Fußball ist halt auch mehr als ein 1:0 auf dem Platz. Es ist ein Geschäft auf der Basis von Emotionen und Zwischenmenschlichem. Eins, das eben nicht nur aus Spieltagen und nackten Resultaten besteht.

Wenn einem St. Pauli auf den Geist geht

Ach, Mönsch. St. Pauli, alte Spaßbremse. Musste das sein? Von wegen Herz und so. Also gastfreundlich war das nun nicht, den 1. FC Wundervoll so mir-nix-dir-nix einfach mal zu vermöbeln.

Was sagst du? Selber schuld? Nur weil ich die Einlaufmelodie  nicht für voll genommen habe? Moment mal, ich hör noch mal genau hin.

Ja gut, Höllenglocken. Weiß ich doch. Aber musst du das dann gleich so wörtlich nehmen? Höllenqualen statt Freudenhäuser? Ein Törchen hätte doch völlig ausgereicht, wenn du einem unbedingt die Laune vermiesen wolltest. Ich meine, wir kamen als Freunde. Manche sogar als Blutsbrüder. Ich finde du nimmst dich einfach zu wichtig. So geht man mit Freunden nicht um. Ne, ne, ’ne Punkteteilung, das wär’s doch gewesen. Also ehrlich mal.

Und komme mir jetzt bloß nicht mit dem Spruch, ich hätte es wissen müssen. Ja, sicher ertönte Blurs Song No 2 genau in dem Moment in meinem Autoradio, als ich zwei Tage vorher für meinen Brötchengeber auf dem Weg zur Spieltagspressekonferenz des 1.FC Wundervoll gewesen bin und mich ein alter Freund und St.Pauli-Fan anrief. Ja, ich weiß, dass das euer Tor-Jingel ist. Ach, ne Warnung sollte das sein? Womöglich ebenso wie die Tatsache, dass ich ausgerechnet diesen Kumpel von mir auch noch Tags darauf in der Schwesterzeitung zitiert wieder fand.

Jetzt hör mir mal uff. Nur weil die Unsrigen zwischen den Strafräumen umherirrten, als suchten sie den Notausgang, muss man uns doch nicht gleich sechs einschenken. Was sagst du? Es waren nur drei? Ja, aber gefühlt waren es sechs. Mindestens. Wenn ich allein an die Fehlpässe denke. Die wirkten doch einstudiert. Da konnte einen nicht mal richtig trösten, dass Kenan Sahin nicht wie gewohnt umherschwalbte. Ne, dass Astra blieb einem im Halse stecken angesichts dieser Vorstellung.

Sicher, unsere Jungs hätte man nicht unbedingt in so einem Gefährt mit so einer Aufschrift nach Hamburg schicken müssen.

Das musste ja zu Missverständnissen führen. Sind ja alle jung. Und was auf Klassenfahrten so alles abgeht! Also wenn ich da an meine Schulzeit zurückdenke … Dass der Kiez immer nur mit Verlustierungen und nicht zwingend mit harter Maloche gleichgesetzt wird, war ja auch den Fußballgöttern bekannt. Na gut, Schwamm drüber. Ist nun mal passiert.

Aber wo wir mal grad so nett plaudern. So richtig Traditionsbewusstsein ist bei euch wohl auch nicht verbreitet, was? Uns 1919 Karten nach Berlin zu schicken. Neun weniger hätten es auch getan und ihr wärt alle mal wieder für eure Guerilla-Marketing-Aktionen bewundert worden. Was ich damit meine? Na kuck dir doch mal euer Logo genauer an. Verstehste jetzt? Steht doch dick und fett drauf!! Also ein bisschen schwer von Kapee biste heute schon. Ganzen Tag schon. Aber das hatte ich dir altem Spielverderber ja schon weiter oben mitgeteilt.

Und wenn ich schon mal am Meckern bin. Dass ihr Weltpokalsiegerbesieger euer schönes Kleinod, also die wunderbare manuelle Anzeigetafel, jetzt schnöde in den Katakomben der neuen Südtribüne versteckt, geht ja nun mal gar nicht. Nur weil ich in die Mixed-Zone rein darf, kann ich sie hier noch mal allen Interessierten vorführen. Die wurde echt vermisst. Also ich sag dir eins, bei uns in der Alten Försterei habe wir das besser gelöst.

Aber eins muss man euch dann doch lassen. In punkto soziales Engagement macht euch keiner was vor. Jetzt wo alle Welt angesichts von Bildungsnotstand und Pisa-Studien nach mehr Finanzmitteln für die Schulen und Unis schreit, macht ihr Nägel mit Köpfen. Einfach mal die alte Haupttribüne abgerissen und schon kann das darbende Wirtschaftsgymnasium dahinter seine schnöden Klassenzimmer als VINF-Logen, also als Very-Important-Normal-Fan-Logen, vermieten und seine chronisch unterfinanzierten Lehrmittel und Lehrkörper aufbessern. Das nenn ich doch mal ne gute Tat.

Aber alles in allem: echt kein schöner Ausflug. Und wenn ihr so weiter macht, können wir nächstes Jahr nicht mal zu Besuch vorbeikommen. Dafür haben wir dann die pucklige Alte Tante aus dem Westen zu Gast. Also schön ist das nicht. Und du, du bist mit dran schuld. Also zum Teil. Irgendwie. Ach, was weiß denn ich.

Irgendwie habe ich jetzt das dumpfe Gefühl, ich bin hier noch was schuldig. Ach klar, die Überschrift. Hier ist sie.

Von weißen Tauben und roten Plätzen

„Ich hol‘ dich dann um 10 Uhr ab.“ Jau, das klang doch mal nach ’nem Plan. Schön noch bei den weißen Tauben von Paloma die Jungs von der Adolf-Jäger-Kampfbahn ankucken gehen, bevor ich dann dienstlich ein Stück weiter südwestlich am Millerntor dem 1.FC Wundervoll beizuwohnen gedachte. Dass man sich den Gang dorthin hätte sparen können, ist heutigen Datums keine News mehr und daher dazu später mehr an anderer Stelle.

Adolf! Jäger! Kampfbahn! Das klingt nach guter, alter Zeit. Das ist Musik in den Ohren echter Fußball-Anhänger. Keine Wischi-Waschi-Arena. Kein Kommerz-Tempel. Keine Klatschpappen. Herrlich. Und einen bunten Haufen Verrückter als Anhänger, die als Freunde des gepflegten Rumprollens und munteren Pöbelns am Rande lautstark auf sich aufmerksam machen hat der AFC ja auch noch. Fußballherz, was willste mehr?

Na zum einen, dass man den altbekannten Unterschied zwischen Theorie und Praxis nicht vernachlässigen sollte. Denn die Idee war gut, nur ich noch nicht reif. Zumindest nicht an diesem Sonntag morgen, als mein Handywecker mich mit zunehmender Boshaftigkeit, aber umso nachhaltiger daran erinnerte, dass ich doch aufzustehen hätte. Und dies gemäß dem alten Zauberwort mit den zwei „t“ gar flott!.

Das freundliche „Man, siehst du Scheiße aus“, das mir zur Begrüßung nebst einem schwarz-weiß-roten Schal entgegenfleuchte, besserte meine Laune nur unwesentlich auf. Scheiße, Scheiße, Scheiße! Wer von meinen zahlreichen verstörten Egos war nur auf diese total super-dufte-grandiose Idee gekommen, am Abend zuvor nach Dienstschluss unbedingt noch nach Hamburg eilen zu wollen? Und das alles nur, um an der Einweihungsfete eines guten Kumpels und St.-Pauli-Fans teilzunehmen? Als ich dort eintrudelte, wurde die Party leerer. Ich widmete mich daher gleich dem Kühlschrank, denn der war noch gut gefüllt. Eine Aufgabe, die die Verbliebenen dort alle sehr ernst nahmen. Und erst als das Kühlgerät so gegen 4 Uhr morgens eine standesgemäße Leere erreicht hatte, gaben wir uns mit dem Werke zufrieden. Weil wir sahen, dass es gut war. Bis zum Anpfiff am Millerntor, war ja für die meisten noch etwas hin.

Tja, nur für mich ja nicht. Toller Plan. Fussi kucken gehen zu nachtschlafender Zeit. Immerhin, die Anhänger des AFC wurden ihrem Ruf als Spaßvögel zum Glück gerecht. Irgendwo auf dem Kiez hatten sie bei ihrem Anmarsch aus ihrer Pinte einen Trenchcoatträger undefinierbaren Alters mit wackligen Beinen aufgegabelt, dessen Mantel-Rückseite nun mit lustigen Stickern verziert wurde. Was diesen aber nicht störte, weil er es nicht mitbekam. Mein freundliches, aber bestimmtes Nein, als die wandelnde AFC-Litfaßsäule mich um eine Zigarette angehen wollte und nicht weiter als bis zum „Haste mal …“ kam, beschäftige ihn dann aber doch. Irgendwo in seinem oberhalb der Schultergegend angesiedeltem Arbeitsspeicher rappelten ein paar Synapsen und er nach ein paar unmotivierten Läufen entlang der Gegengrade wieder auf mich zu: „Sach ma, bist du aggressiv?“ In allerletzter Sekunde unterdrückte ich die natürliche Regung, ihm ein  „Verpiss dich du Arschloch, ehe ich die die Gräten breche“ entgegen zu feuern, presste ein geknurrtes „Nein, lass mich in Ruhe“ zwischen meinen trockenen Lippen hervor und wandte mich der kleinen Holzbude zu, die mit frischen Brötchen und totem Tier vom Grill den rund 300 Besuchern die Gaumen zu kitzeln gedachten. Nach dem Einwurf einer in Farbe und Form fast genau, aber nicht ganz präzise an Kaffee erinnernden Flüssigkeit (bestimmt hatte da der verfluchte Eddy, der Bordcomputer der Heart of Gold, seine Finger mit im Spiel?) hellte sich meine Laune zusehends auf. Mittlerweile gelang es mir die Formen in meiner Umgebung schon wieder recht gut zuzuordnen. Auf den sofortigen Einwurf eines Konter-Bieres konnte verzichtet werden. Wenigstens was.

Betrachteten wir also die Umgebung mit aufkeimender Lebensfreude, die in einem umgekehrt reziproken Verhältnis zu meinem Rest-Alkoholpegel standen. Werners Eiche war auch da. Gleich am Eingang. Auch wenn keiner wirklich Augen für dieses Kleinod hatte. Dann war da dieser Matsch gewordene Ascheplatz, auf dessen rot-braunem Untergrund sich die beiden fleißigen Oberligisten gar hingebungsvoll tummelten und die hohen Absätze der Spielerfrauen im aussichtslosen Kampf gegen Durchnässung und Verfärbung sich so tapfer reinbohrten. Daneben eins von den Sagen umwobenen und vom DFB in seiner so typischen Bescheidenheit auch nur in epischer Breite angepriesenen Minispielfeldern. Die Eintrittskarte war auch große Klasse. Eine Abrissrolle wie früher im Kino, hier nun mit dem Wappen des HFV versehen. Hach!

Die mit dem AFC sympathisierenden Gestalten, an dessen Rande sich auch einiges rot-weißes Zaunvolk aus Berlin eingefunden hatte,  sparten neben allerlei Gesang und an Urzeitmenschen ähnelnden Geräuschen auch nicht mit Anregung, wie denn der Herr Unparteiische seine Pfeife einzusetzen hätte. Auch über die bessere Handhabung des Winkelementes wussten sie dem Schiedsrichter-Assistenten den einen oder anderen Vorschlag zu unterbreiten. Wollte dieser aber partout nicht annehmen. Versteh‘ echt nicht, warum?

Und Tore hatte es auch. Hüben wie drüben. Gar fünf an der Zahl. Und  alle so angebracht, dass sie auch im Netz landeten (‚tschuldigung, kleiner an Otto W. aus E. angelehnter Scherz). Nö, war unterhaltsam. Und die letzte Bude vor der Pause hätte es bestimmt in die Auswahl zum Tor des Monates gebracht, so man denn nur in einer der monetär befriedeten Fernsehligen verweilt hätte. Ein herrlicher Freistoß mittenmang ins Dreiangel. Fein, fein. Auch wenn er für die Kampfbahn-Kumpels auf der falschen Seite angebracht wurde.

Mehr bekamen wir dann leider doch nicht mehr mit, weil getrieben von dem Wunsch, den Kampf der Kiez-Kicker zu sehen, wir zur Halbzeit unsere Zelte beim gastlichen USC abbrachen. Das wir sogar alle Tore des Tages gesehen hatten, war aus AFC-Sicht natürlich enttäuschend. Aber beruhigte uns ex eventu, dass wir nichts mehr verpasst hatten. War vielleicht doch nicht so übel gewesen. Der ganze Plan meine ich.

Szenen meines Lebens VII

Sonntag früh, Göttingen, Bahnhof. Quasi einen Steinwurf von meiner ersten Studentenwohnung unweit der Tagente entfernt. Südseite. Ein wettergegerbtes Gesicht, rauchend auf der Südseite. Wenig später dieselbe Gestalt am Nordausgang, also dem zur City hin. Eingestiegen wie ich in Berlin. Und mir war sofort klar, wo er hin wollte. Auch wenn ich keinem Namen zu dem Gesicht hatte. Karlsruhe war das Ziel. Genau wie bei mir. Hin zum 1.FC Wundervoll auf seinem Trip durchs Abenteuerland namens 2. Liga. Sagte ich schon, dass es früh war? Ich meine, verdammt früh. Eine Abfahrtszeit in der Hauptstadt so um 5.20 Uhr ist kein Zuckerschlecken für eine Protuberose so wie mich. Da schmeckt sogar der beste Kaffee nur nach Nacht.

Irgendwann, also gefühlt nach zwei bis sechs Schlucken meines Bürgertumkaffees (Sorry DB, eure Preise sind einfach nicht mal mehr mit Apothekerpreisen korrekt zu beschreiben), kam man dann doch ins Gespräch. Kurz nach seinem Telefonat mit dem V.I.R.U.S.-Bus. Was man denn sich erhoffe vom Spiel und so. Ob ein Punkt gut oder schlecht wäre („Ich hab nüscht einjeplant“). Und ob die vielen Ausfälle der Mannschaft schaden würden. (Was auch nur eine dusslige Bildschlagzeile war, denn es fehlte ja mit John Jairo nur eine Stammkraft). Dauerte auch nicht lang, bis er sich über seine Sonntagmorgen-Lektüre erregte. Was die wieder schreiben würden. Na aber hallo, da war er ja bei mir gleich an den Richtigen geraten.

Die ebenso dezente wie bewusst gestellte Nachfrage, was er denn so alles zwischen Ostbahnhof und Göttingen gelesen habe, ergab eine rasche Eingrenzung des Problems und die Erkenntnis, dass er sich primär über die BZ erregte und den Inhalt des Kuriers („Die waren nicht ganz so schlimm“) schon fast wieder vergessen hatte. Punkt eins gefiel mir, Punkt 2 war weniger schmeichelhaft, auch wenn er später dann doch inhaltlich leicht revidiert wurde. Denn dass Mac auszufallen droht, hatte er sich dann doch gemerkt.

Doch zurück zur BZ. Wie nicht wenigen Eisernen missfiel ihm das Stilmittel der Übertreibung, die – seiner Meinung nach – stete Suche der Medien nach dem Besonderen, dem Exaltierten. Diesmal ging es um den möglichen Startrekord eines Aufsteigers, den man im Hause Ullstein ausgemacht hatte. „Das interessiert mir nüscht. Die schreiben immer so nen Scheiß. Entweder wir marschieren durch oder sind eine Schrottelf.“ Mal abgesehen davon, das er da nur wieder das bundesdeutsche Leidorgan mit den vier Buchstaben inhaltlich zitierte, blieb die Erkenntnis: Man(n) vermisst Bodenhaftung. BZ, Kurier, alles dieselbe Soße, so sein ernüchterndes Fazit.Alle die Jahre, all das Bemühen, sind die wirklich umsonst gewesen?

Natürlich ließ ich es an vorsichtigen Hinweisen nicht mangeln, dass es manchmal auch auf den Autoren der Geschichten ankomme, man nicht immer alles über einen Kamm scheren dürfe. Die vorsichtige Zustimmung die er in seiner Morgenmuffelei dann herausbrummte, erwies sich aber als vergiftetes Kompliment. „Ja, da ist noch so einer. Der vorne immer die Kolumnen schreibt. Aber nicht der Simon, Der andere.“ Vorne? Kolumne? Der andere? Mist, musste meinen Chef meinen. Die Kommentarspalte ist so etwas wie sein ureigenes Hoheitsgebiet. Selten, dass sich da mal einer seiner Subalternen verlustieren darf. Durch sein leises „Der Bunkus ist nicht so schlimm. Der macht dit janz ordentlich“, wurde ich dann unversehens doch aus meinem Trübsal-Gebläse gerissen.

Na also, da war es doch. Frohlocken! Jubeln. Hosianna. Welcher Autor hört das nicht gerne. Nicht anonym die XYZ-Gazette, nicht das Bunte Blatt oder die Wilde Woche, nein, volle Namensnennung. Dass er mir im gleichen Atemzug allerdings auch noch weiß machen wollte, dass besagter Bunkus ja kaum noch schreibe („Der macht jetzt vorne immer bei Hertha mit“) ließ mich den Glauben an Rezipierfähigkeit unserer Leserschaft aber schon wieder schnell verlieren. Hertha? Icke, äh, ich? Um es mit dem guten alten Schiller (Friedrich, nicht Ingo!) zusagen: Nein, eine Grenze hat Tyrannenmacht.

P.S. Bitte jetzt nicht falsch verstehen. Ich habe nix gegen die alte Dame. Sie langweilt mich nur so unsäglich. Und weiß genau, dass es für die Balltreterzunft in der Hauptstadt besser ist, wenn sie drin bleiben in der Bel Etage des deutschen Fußballs. Derby, wenn sie denn endlich einmal auf der Tagesordnung stehen würden, mögen doch bitte schön im Oberhaus stattfinden. Von Zweitligaduellen „auf Augenhöhe“ keiner was gesagt.

Einmal Koblenz und zurück

Um es mit Jan Glinker zu sagen: Ein Punkt ist ein Punkt ist ein Punkt. Viel mehr ist zu dem Ausflug nach Koblenz auch nicht zu sagen.

Ach halt, doch. Es ward ein Eisbein vertilgt. Eins von enormer Größe. Wir sagen zwar nicht, wer hier den Mund zu voll nahm, wissen aber, das Lars* es nicht „Schnell“ genug verspachteln konnte. Es blieb noch was für einen Mitesser übrig.

Wir stellten fest, dass es am Deutschen Eck durchaus auszuhalten ist. Vor allem, wenn die Sonne scheint. Und das Fußballfans entgegen einem landläufigen Vorurteil durchaus auch kulturelle Aspekte des Auswärtsreisens zu genießen wissen.

Beobachtet wurde auch eine nette, sehr zur Nachahmung empfohlene Shirtgestaltung für  Nachwuchskräfte. TuS-Stürmer muss es zwar nicht unbedingt sein. Man sollte den Nachwuchs ja nicht von vorneherein auf Masochismus trimmen. Aber ein Spruch in der Preisklasse mit ein bisschen mehr eisernem Allerlei gewürzt, stünde auch unserem Fanshop nicht schlecht zu Gesicht.

Ein Matze Koch baute sich fotogen vor einer wohl eigens nur für ihn geschaffenen Werbabande auf. PR1 kann ja nur für Photo-Reporter Nr.1 stehen.

Ein Bouelvardgipfel ward zu beobachten, der fein säuberlich ausgekennzeichnet war. Ein Vergnügen, dass wir nicht mal so in unserem Wohnzimmer erleben durften. Dort wurden anfangs der laufenden Spielzeit die eigenhändig und in mühevoller Kleinstarbeit angebrachten Aufkleber vereinsseitig entfernt und dafür lustige neue Zettel  auf die entsprechenden Sitzplätze verteilt. Weil aber eine  einmalige Verteilung von leicht beweglichen Objekten ohne das Fixieren derselbigen für vohersehbaren Schwund sorgt, gab es nunmehr vermeintlich herrenlose Sitze in der Alten Försterei, die beim letzten Heimspiel munter von aushäusigen auswärtigen Journalisten genutzt wurde. Meines Stammplatzes verlustig gegangen zu sein, ist mir in 10 Jahren Union-Berichterstattung auch noch nie passiert. Tempora mutantur, nos et mutamur in illis.

Nicht minder interessant war, dass Dirk Zingler nach knapp fünfeinhalbstündiger Autofahrt nebst Tross (diesmal ein Triumvirat) mal nicht mittendrin war, sondern recht abseitig auf der Tribüne. Aber auch da ging er voll mit.

Womit ich zur abschließenden Feststellung komme. Aus dem „Tabellenführerchen“ von Freitag Abend wurde im weiteren Verlauf des Wochenendes ein richtiger Tabellenführer (s.u.). Wozu ein Punkt manchmal gut sein kann.

Verzeiht drum, wenn ich Zweifel hege

Der Aufstieg und der überragende Saisonstart in der Zweiten Liga mit 10 Punkten aus vier Spielen haben offensichtlich auch bei anderen Vereinen Begehrlichkeiten geweckt. Die Qualitäten von Neuhaus scheinen auch andernorts gefragt.“

So steht’s geschrieben, so hört man es gern.Und zwar im Tagesspiegel vom 13. September diesen Jahres. So soll es auch nach Außen wahrgenommen werden. Der Worte hör ich wohl. Allein mir fehlt der Glaube.

Bitte nicht falsch verstehen. Uwe Neuhaus ist ein absoluter Glücksgriff als Trainer für den 1. FC Union. Seine jüngst erfolgte Vertragsverlängerung erscheint in the long run absolut wünschenswert. ABER, und das musste ich groß schreiben, der Zeitpunkt überrascht.

Dabei ist man als Aufsteiger gerade erst in der Liga angekommen. Passiert übrigens Neulingen nicht gerade selten, dass sie einen furiosen Auftakt hinlegen. Nur um dann doch noch nach und nach wieder nach hinten durchgereicht zu werden. Branchentypisch reagiert man dann doch mit einer Trainerentlassung. Oft genug kurz vor oder in der Winterpause.

Ein Szenario, dass ich beim 1.FC Wundervoll für heuer zwar nicht erwarte, was aber wenn doch? Dann hätte man auf einmal eine Abfindung zu bezahlen, die sich nicht auf die eigentliche Restlaufzeit von 6 Monaten bezieht, sondern eine für 30 Monate. Das kann teuer werden.

Der klassische Zeitpunkt für eine Prolongation des Kontraktes wäre der spielfreie Januar. Jeder sieht, wohin die Reise geht, respektive gehen kann. Allein schon tabellarisch. Und zu sagen, man müsste jetzt schon unbedingt verlängern, weil Neuhaus anderenorts Begehrlichkeiten geweckt hat? Mit Verlaub gesagt, Schmarren.

Erstens: Wo ist den im Fußball-Oberhaus ein Job frei? Einer, der reizvoll ist und nicht ein Schleudersitz?  Ich seh keinen, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Zweitens: Selbst wenn er eins gehabt hätte haben sollen, so what? Er hatte noch einen gültigen Vertrag bis zum Sommer 2010. Den hätte er erfüllen müssen. Oder sich für teuer Geld freikaufen (lassen). Ganz außen vor lassen wir mal die Tatsache, dass er mit Unions Buchhaltung verbandelt ist, ergo daher wenig privates Interesse hat, der Stadt flinken Fußes den Rücken zu kehren.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass man angebliche Angebote lautstark kolportiert, um der ohnehin weniger stark Nachdenkenden und mehr aus dem Bauch heraus reagierenden Fanseele die dringende Notwendigkeit einer pekuniären Anhebung des Salärs des formidablen Übungsleiters schmackhaft machen zu wollen. Doch da man über Geld ja nicht spricht, vor allem wenn man es wie der 1.FC Wundervoll nicht im Übermaße hat, musste ein anderes Argument für die Volksgemeinschaft her.

Wenn man dann – wissend um die kleinen Befindlichkeiten der Hauptstadtpresse – noch ins Kalkül zieht, in welchem Medium diese Version zuerst auftauchte – und es war beileibe nicht der Tagespitzel – dann verstärkt das den Verdacht. Der rastlose Autor mit den drei Buchstaben, der in dem Blatt mit den vier Buchstaben seit Jahren trefflich sein Wesen treibt, ist eh in seiner ganzen Bericherstattungslinie seit jeher mehr auf Funktionärsschreibe denn auf Fanbetrachtung gepolt.  Mit anderen Worten, den Viereinsoberen sollen seine Worte für gemeinhin wohlfeil und genehm erscheinen. Und da, oh Wunder, gab es zuerst die künstlich geschürte Angst, dass man des trefflichen Übungsleiters verlustig gehen könne, wenn man nicht rechtzeitig gehandelt hätte. Hat man ja aber. So dass das Schulterklopfen bei so viel Weitsicht sicher ist.

Wollte man vielleicht auch von anderen Dingen ablenken? Beispielsweise der Tatsache, dass die  einst recht eilig herbeigeführte Trennung vom dubiosen Hauptsponsor millioneschwer vor dem Kadi enden könnte?

Ich bleibe dabei, imho hatte Neuhaus keine Angebote, die das hier und jetzt betreffen. Vielleicht für Juli 2010. Doch Vereine, die im September schon nach einem Chefcoach für die nächste Saison fahnden, sind mir suspekt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass UN so etwas wirklich reizen könnte.

Kein Bier für Vier

Es gibt Dinge, die sind einfach so. Aus dem Bauch heraus weiß man, dass es stimmt. Und so macht man sich gar nicht erst groß die Mühe, sie zu überprüfen. Schlimmer noch, man breitet sie weiter aus. Und so werden sie allmählich zur sprichwörtlichen Legende. Die Sache mit GreutherFürth zum Beispiel. Was übrigens nicht nur mir so ging. Da hat sich im Volksglauben unausrottbar eingebrannt, dass die fränkischen Kleeblätter in der 2. Liga von ihren Neigung am Ende einer furiosen Saison. grandios zu scheitern, einfach nicht lassen mögen. Immer wieder landen sie auf dem undankbaren Blechrang. Rang 4 scheint im Ronhof programmiert. Eine Mär‘, mit der aus dem Neubrandenburgischen hinaus @nolookpass bei dem wundervollen Sportblog http://www.dugehstniemalsallein.de aufräumte. Endgültig. Und zwar hier.

Doch wenn es nicht die DreiVierblättrigen aus der Playmobilstadt sind, wer dann? Wer also will kein Bier auf Rang vier trinken? Mit fussballdaten.de kann man so etwas ja leicht überprüfen. Und es ergab sich ein ganz anderes Bild. Seit Einführung der eingleisigen 2. Liga anno 1981 – das Wiedervereinigungsspieljahr 91/92 muss aufgrund seiner Zweigleisigkeit und dem damit verbunden alleinigen Aufstieg der beiden Meister einmal ausgenommen werden – gab es zahlreiche Teams, die ganz knapp am ersehnten Aufstieg scheiterten.

Unvermittelt taucht da vor meinem geistigen Auge aus den grauen Vorzeiten der Fußballwelt SV Meppen auf. Der verweigerte in der damals noch real existierenden 2. Liga Nord traumhaft sicher mit konstanter Hartnäckigkeit den Aufstieg. Ist vielleicht auch meiner norddeutschen Herkunft geschuldet, dass ich mich an solche Dinosaurier noch erinnere.

 

Doch darum geht es hier ja nicht, weil wir ja nur den Zeitraum ab 1981 betrachten. Und voila, wir präsentieren hiermit den „Ewigen Vierten“, der das Kunststück gleich viermal fertig brachte:  Es ist der FSV Mainz 05, der in der Spielzeit 01/02 durch eine deftigen Pleite beim 1. FC Union am letzten Spieltag aus seinen kühnsten Träumen gerissen wurde. Und das Trauerspiel ein Jahr darauf noch toppten, weil sie nach 34. Spieltagen ein einziges, winziges Törchen zu wenig geschossen hatten. Fast schon in Vergessenheit  geraten – Betroffene seien hier einmal ausgenommen – ist bei dem Vierten des Jahres 07/08, dass sie bereits Jahre zuvor am letzten Spieltag 96/97 bei einem rasanten Kick in Wolfsburg ebenfalls die Flinte ins Korn schmeißen mussten.

Doch der selbsternannte Karnevalsverein war beileibe nicht der einzige mit maliziöser Lust am Selbstscheitern. Rang und Namen tummelten sich dort. Manche scheinen aber auch schon der Vergessenheit der Viertklassigkeit anheim gefallen.

Es folgt auf Rang 2 der einstmals ruhmreiche KSV Hessen aus Kassel, der es sogar fertig brachte in drei aufeinander folgenden Jahren (1983 – 85) zu scheitern. Platz drei teilt sich ein Quartett (womit sich automatisch ergibt, dass der gar grausame Rang vier in dieser Tabelle hier unbesetzt bleiben muss): Der Sportclub zu Freiburg verpasste 05/06 und 06/07 den Aufstieg denkbar knapp. In den Jahren 81/82 und 04/05 waren die Münchner Löwen vom TSV 1860 Leidensgenossen im Fleische. Auch die kiezigen Kultkicker vom FC St. Pauli waren anno 93/94 und 97/98 eben mittendrin, aber nicht dabei. Gleiches gilt für den SV Waldhof Mannheim, der 1992/93 und 2000/01 nur ein Beinahe-Bundesligist wurde.

Die weiteren 13 Unglücksraben seit 1981/82 in aufsteigender Reihenfolge: Arminia Bielefeld, SV Darmstadt, Wattenscheid 09, Fortuna Köln (werden übrigens in dieser Spielzeit von der Alemannia aus Aachen von Platz 1 der Ewigen Zweitliga-Tabelle verdrängt werden), Kickers Stuttgart, FC Homburg ’08, VfL Wolfsburg, SpVgg Unterhaching, Hannover 96, 1.FC Nürnberg, Energie Cottbus  und die vorhin schon erwähnte Aachener Alemannia.

Wie sie sehen, nix mit Fürth. Den Franken,auf Rang sechs der Ewigen gelistet,  gebührt allerdings eine ganz andere Ehre. Sie sind von den aktuellen Zweitligisten der „beste aller Zeiten“. Ja, richtig gelesen. In 21 Jahren Zugehörigkeit zum Bundesliga-Unterbau, also die Zeiten von der TSV Vestenbergsreuth mitgerechnet, gelang dem dreifachen Deutschen Meister nie der Sprung in die „Bel Etage“ des deutschen Fußballs. Kölns unglückliche Fortunen, die Tivoli-Kicker aus Aachen, die 96, die Kickers aus Stuttgart und natürlich die Breisgau-Brasilianer aus Freiburg – sie alle durften mal mehr, mal weniger bei den Großen mitspielen. Fusions-Fürth nicht. Sie sind halt nur der ewige Zweitligist. Aber dafür der wahre Meister der 2.Liga.

 

Abhaken. Einfach abhaken

Fans sind auch nicht anders gepolt als Trainer und Spieler. Die sprechen ja gerne davon, also nach herben Pleiten und großen Schlappen, dass man das Ding ganz schnell abhaken solle. Und nach vorne schau’n müsse. Nächste Woche (so denn keine englische ansteht ), das werde dann ganz bestimmt ein ganz anderes Spiel. Aber hallo!

So musste man sich dann nicht groß wundern, dass am Sonntag eine illustre Runde eiserner Anhänger sich schwitzenderweis nach einem 0:5 im DFB-Pokal gegen Bremen zwecks eiligster Schöntrinkung in der Margarete F einfand, um eben diesem beigewohnten Trauerspiel eine Abkühlung gerstenkaltschaliger Art folgen zu lassen. Merke übrigens: Das ist der Vorteil des Fandaseins! Denn die Herren Berufssportler müssen zwecks Ausübung ihrer Tätigkeit und zur vollen Erhaltung ihrer Arbeitskraft auf derartige Gelage verzichten, die einen am Ende des Abends das grausame Geschehen vielleicht ein klein wenig besser erdulden lassen.

Und natürlich wendet man sich dann, nach ausgiebiger Analyse der Fehler („Wie konnte der bloß so aufstellen. So konnte das ja nüscht werden“ „Das war doch Feigheit vor dem Feind“) sowie ebenso zahlreichen wie kostenlosen Verbesserungsvorschlägen („Der muss den xyz bringen. Und nen zweiten Stürmer“), die jedes Trainerherz aufjauchzen lassen müssten ob all der aufrichtigen Anteilnahme, auf einmal unversehens und wie fremdbestimmt den kommenden Ereignissen zu. Bremen? Abhaken! Aber, hallo! Denn Oberhausen, das wird ein ganz anderes Spiel.

Was allein schon durch die musikalischen Begleitumstände klar sein dürfte. MAZ ab:

Des Wartens müde

Da sitzt man. Und zittert. Kaut an den Fingernägeln. Schaut auf die Uhr, schaut in die Rund. Äh, sorry, falscher Kontext, schaut natürlich auf diverse Live-Ticker, surft in zahlreichen Fanforen. Und hofft. Bittet. Bettelt. Fleht. Dass Paderborn sich noch eine Blöße gibt. Bei jedem akustischen Tonsignal der Live-Ticker schreckt man auf, eilt jegliche Konversation einstellend flinken Fußes zum heimischen PC und ärgert sich zunächst über irgendwelche belanglosen Treffer in Aue, Stuttgart oder Hintertupfingen. Und später dann doch über den Führungstreffer des SCP. Man flucht. Brüllt „Mist“. Als ob damit alles wieder in Frage gestellt würde, als ob eine Katastrophe nahen könnte.

Dabei ist der 1.FC Union so gut wie aufgestiegen. Vier Punkte aus fünf Spielen, dazu ist die Truppe von Trainer Uwe Neuhaus viel zu abgezockt, als sie das noch vergeigen könnte. Der Vorsprung ist so komfortabel, dass die Konkurrenz maximal näher rücken könnte, mehr aber wohl nicht. Und selbst für das Mehr müssten die Köpenicker schon viermal in Folge richtig patzen.

Echte Fans sind aber „homo emoticusse“, des rationalen Denkens eher selten fähig!!

Und so treibt die Unrast des Herzens den Eisernen um. Viel, viel zu lange braust die Schwalbe schon über den Eriesee.. Und nun, so kurz vor Torschluss, vergeht die Zeit so langsam. Quält. Spielt mit einem wie die Katze mit der noch lebenden Maus. Schleudert einem das kalte Hohnlächeln ins Gesicht. „Wie weit noch Steuermann?“

Unioner sind des Wartens müde. Man möchte endlich feiern, jubeln, lachen, singen. Einziehen ins gelobte Land, dass da heißt 2. Liga. Auf dass die Nacht zum Tage werde. Echte Aufstiege, also nicht so eine Rückkehraktion nach einem einjährigen Betriebunfall Namens Oberliga, gibt es halt nicht jedes Jahr mal so eben um die Ecke. Das ist nicht wie kurz Zigaretten holen gehen …

Nun heißt es scheinbar weiter warten. Frühestens nächsten Sonnabend gegen Regensburg kann der Deckel drauf gemacht werden. Noch eine Woche bis Buffalo!*

*Nun gut stimmt nicht ganz. Wenn Haching am morgigen Sonntag gegen Wuppertal verliert, kann Union mit einem Sieg in Sandhausen doch noch den Aufstieg feiern.

Lattek auf Votavas Spuren

Nun kommen sie wieder die Experten. „Dreierkette, Viererkette, Halskette“, schwätzte Udo Lattek im DSF nach dem peinlichen 2:5 gegen Bremen daher. Für ein gewolltes Bonmot nicht mal gut, weil unrhythmisch. Das hatte der GREUMaZ* bei Union, Mirko Votava, seinerzeit schon mal besser drauf. Dsprach dann immer von Perlenkette. Was bei der Reihung phonetisch durch die zusätzliche Silbe einfach besser klingt, aber auch damals schon nicht wirklich davon ablenken konnte, dass Votava als Trainer bei den Eisernen völlig überfordert war. Aber er war ja, wie er in einem zornigen Gespräch gegenüber Fans bekundete, der Europameister, nicht Kreismeister. Und ganz, ganz sicher ist es auch nur üble Nachrede, dass MIKRO Votava Abend bei der Video-Vorführung eines Europapokalpieles von Atletico Madrid vor seinem kickenden Personal aufsprang und immer wieder auf einen Schnauzbart tragenden Spieler am Bildschirm hinwies. „Da, das bin ich.“

*Größter Reserve Europameister aller Zeiten