Äh, Jungs, moment mal

Ey, Jungs, ist gut, ja? Ich weiß, ihr habt ne Menge Prügel eingesteckt. Von wegen Arroganz und so. Und von lieb gewonnenem und hart verteidigten, trennt man sich halt ungern, ich weiß ja.  Aber ihr hattet doch Recht. Aufstieg ist Aufstieg ist Aufstieg. Und einen anderen Anspruch hätte euch ja eh keiner wirklich abgenommen. Insofern gerechtfertigt, alles. Auch dieser Zähl runter.

Und jetzt könnt ihr euren  Countdown ruhig wieder einpacken. Ihr schreibt es ja selber drunter: Mission erfüllt.

Des Wartens müde

Da sitzt man. Und zittert. Kaut an den Fingernägeln. Schaut auf die Uhr, schaut in die Rund. Äh, sorry, falscher Kontext, schaut natürlich auf diverse Live-Ticker, surft in zahlreichen Fanforen. Und hofft. Bittet. Bettelt. Fleht. Dass Paderborn sich noch eine Blöße gibt. Bei jedem akustischen Tonsignal der Live-Ticker schreckt man auf, eilt jegliche Konversation einstellend flinken Fußes zum heimischen PC und ärgert sich zunächst über irgendwelche belanglosen Treffer in Aue, Stuttgart oder Hintertupfingen. Und später dann doch über den Führungstreffer des SCP. Man flucht. Brüllt „Mist“. Als ob damit alles wieder in Frage gestellt würde, als ob eine Katastrophe nahen könnte.

Dabei ist der 1.FC Union so gut wie aufgestiegen. Vier Punkte aus fünf Spielen, dazu ist die Truppe von Trainer Uwe Neuhaus viel zu abgezockt, als sie das noch vergeigen könnte. Der Vorsprung ist so komfortabel, dass die Konkurrenz maximal näher rücken könnte, mehr aber wohl nicht. Und selbst für das Mehr müssten die Köpenicker schon viermal in Folge richtig patzen.

Echte Fans sind aber „homo emoticusse“, des rationalen Denkens eher selten fähig!!

Und so treibt die Unrast des Herzens den Eisernen um. Viel, viel zu lange braust die Schwalbe schon über den Eriesee.. Und nun, so kurz vor Torschluss, vergeht die Zeit so langsam. Quält. Spielt mit einem wie die Katze mit der noch lebenden Maus. Schleudert einem das kalte Hohnlächeln ins Gesicht. „Wie weit noch Steuermann?“

Unioner sind des Wartens müde. Man möchte endlich feiern, jubeln, lachen, singen. Einziehen ins gelobte Land, dass da heißt 2. Liga. Auf dass die Nacht zum Tage werde. Echte Aufstiege, also nicht so eine Rückkehraktion nach einem einjährigen Betriebunfall Namens Oberliga, gibt es halt nicht jedes Jahr mal so eben um die Ecke. Das ist nicht wie kurz Zigaretten holen gehen …

Nun heißt es scheinbar weiter warten. Frühestens nächsten Sonnabend gegen Regensburg kann der Deckel drauf gemacht werden. Noch eine Woche bis Buffalo!*

*Nun gut stimmt nicht ganz. Wenn Haching am morgigen Sonntag gegen Wuppertal verliert, kann Union mit einem Sieg in Sandhausen doch noch den Aufstieg feiern.

2001 – 2009

Und dann sitzt du da und weißt, du bist nicht dabei. Der eine Moment, auf den du seit fünf Jahren wartest. An den du kaum noch geglaubt hast. Irgendeine perfide Laune der Natur hindert dich jetzt daran, dabei zu sein. Nachdem du alles mitgemacht hast. Den Sturz in die Bedeutungslosigkeit. Die Angst um das finanzielle Aus. Den Kampf ums Stadion. Die Polemik gegen die Politik („Be trug an Berlin“). Und nun sitzt du alleine in deiner Wohnung, ringst um deine Stimme. Und schweigst. Notgedrungen.

Und du überlegst, wie es damals war, 2001, beim 5:0 gegen Wilhelmshaven. Wo du im Garten von Jörg H. gesessen, mit der Mannschaft (okay, Teile von ihnen), mit den Freunden und mit allen nur gefeiert hast. Unbschwert. Weil etwas einmaliges passiert war. Nun gut, zumindest etwas, was in einem Fanleben maximal zwei, drei Mal vorkommt. Wo du vier mal zu Hause angerufen hast und gesagt hast „Schatz, es wird heut spät. Sehr Spät. Union ist aufgestiegen.“ Und als du dan um 7 Uhr morgens zu Hause eintrudelstest empfing dich nur der eine Satz: „Bei welcher Frau warst du?“

So unsinnig der Vorwurf. Ich wäre alkoholbedingt gar nicht mehr in der Lage zu irgendetwas gewesen. Und alleine die Fragestellung offenbarte, du hast mich und meine Welt nie verstanden.

Diesmal gibt es keine Vorwürfe. Ich bin ja auch nicht dabei. Wie auch keiner da ist, der mir Vorwürfe machen kann. Ich könnt‘ ja nicht mal antworten.

Schön ist anders. So oder so.