Alles! Nur nicht Port Elizabeth. Wobei der geneigte Leser mir bestimmt jetzt vorhalten wird, dass bei der Wahl zwischen Johannesburg und PE die Bezeichnung „alles“ doch ein wenig übertrieben sein mag. Es würden ja weitere Alternativen fehlen. Hier geht es nur noch um entweder-oder! Alles wäre also eher der Gipfel denn eine unliebsame, mühsam in Kauf genommene Variante. Was ja stimmt. Ich weiß doch! Aber derzeit fühlt es sich bei mir so an: Alles, nur nicht PE!
Lassen wir es mal hingestellt, dass Jogis Jungbrigade – nach 13:2 Toren, nach grandiosen Leistungen gegen die alternden „Three Lions“ und eine erschreckend blasse „Albiceleste (die war mehr kreidbleich als himmelblau-hochjauchzend.) – es einfach verdient hat ins Endspiel einzuziehen. Unwichtig, dass keine Mannschaft im Turnierverlauf so herzerfrischenden One-Touch-Football zelebriert hat..
Mich treiben ganz persönliche Motive. Ich mag hier unten nicht mehr reisen. Es langt.
Spiel Nr. 1 in Durban gegen die „Kicker von Oz“ bedeuteten seinerzeit einen echten 24-Stunden-Trip für uns. Aufstehen um 4 Uhr morgens, hin zum Flieger (spätere seien angeblich nicht möglich gewesen) und Abends nach dem kick wieder zurück. Punkt 4 Uhr des nächstens Tages lag man dann in den Federn. (Den Euphemismus möge man mir verzeihen, denn die Südafrikaner kennen eher keine Daunenbetten).
Spiel Nr. 2 in Port Elizabeth gefiel durch ähnliche Abflugzeiten. Einzig die Rückkehr verkürzte sich durch das Nachmittagsspiel ein klein wenig. Oder hätte sich verkürzen sollen, wenn nicht hübsche, fast zwei Stunden lange Wartezeiten einem es ermöglicht hätten, den netten Aufenthalt am Gate ein klein wenig zu Gunsten hübscher Rollbahnstudien auszudehnen. Ergebnis: Nicht ganz vier Uhr!!
Spiel Nr 3: Johannesburg. Hach! Kurze Wege, kurzfristige Heimkehr. Aber Abendspiel. Also auch nicht vor 1.30 Uhr im Bett.
Spiel Nr:4 : Zu dicht für den Flieger, fast zu weit fürs Auto! Was tun? Doch die Karre genommen. Abflug morgens um 7 Uhr. Zum Augleich fuhr der einstmals stolze Wagen aus bayerischer Fertigung auf der Rücktour nur auf drei Töpfen. Ankunft in Centurion: Siehe recht weit oben. Das 4:1 erfreute, änderte aber nichts an den Reisestrapazen. Ölsardinen waren nix gegen uns als Trio auf der Hinterbank. Und das über 450 km. Und dabei handelte es sich kinesfalls um gute, ale deutschen Autobahn-Kilometer …
Reise Nr. 5 führte ins wunderschöne Kapstadt. Wieder wart ein frühmorgendlicher, eher noch nächtlich zu nennender Flug fällig. Diesmal am MD – 1 (Matchday minus one) wie es so schön bürokratisch im FIFA-deutsch heißt. Eine Übernachtung im V&A Waterfront war mit inbegriffen. Und der Flieger zurück hob mit 23.37 Uhr recht pünktlich ab. Nach zwei Stunden Flugzeit brache es dann unser Fahrer fertig, nicht den längeren, dafür aber schnelleren Weg über die Autobahn zu wählen, sondern mittenmang durchs nächtliche Pretoria hieß die Devise. Ergebnis: Home, sweet home so gegen 3 Uhr.
Reise Nr 6. steht nun bevor. Erneut ruft Durban am MD-1. Da dort keine Rückkehr am Abend des Kicks möglich ist, heißt das – neben zwei Übernachtungen fern des HQ – Rückkehr einen Tag später. Ja doch, wieder in aller Hergottsfrühe. Von der Zimmersuche will ich hier gar nicht reden. Die wurde gaaaaaanz unwesentlich erschwert, weil wir als Autoren-Kollektiv zu viert unterwegs waren. Zimmer frei? Nix da. Alles ausgebucht im Umkreis von 25 km! Und das, was einem nach langer Recherche unter die Flinte kam, hatte Preise, bei denen jeder Apotheker hochgradig beleidigt gewesen wäre, wenn seine Zunft damit in Zusammenhang gebracht worden wäre.
Wenn Sie jetzt noch bitte freundlicherweise in Betracht ziehen mögen, dass ich einen ganzen Tag fern des HQ und der Kollegen auf der Jagd nach den Aussis veracht hatte, zwei Tage mittendrin auf den Spuren der Engländer in Rustenburg verbrachte und auch einen Tag vergeblich zu den Argentiniern wollte, weil mein Fahrer drei Stunden zu spät von einem Termin kam und dann den Weg nicht wusste (wohl aber wie man am sichersten in den Feierabendstau von Pretoria kommt), dann werden Sie vielleicht verstehen.
Es langt! Alles, nur nicht PE. Denn das Spiel um Platz drei wäre nochmal mit einer zweitägigen Flugreise zu veranschlagen. Die Rückkehr am Finaltag brächte gar zu viel Kurzweil. Flughafen, HQ, Koffer packen, hin zum Endspiel nach Soccer City, um frühenstens 1 Uhr nachts wieder zurück. Und am nächsten morgen stünde dann der Flieger sda zurück in die Heimat, zurück nach Berlin.
Bitte nicht. Jungs, macht am Mittwoch gegen Spanien keinen Scheiß! Ich will hernach nur noch in die Soccer City!