Wie der Senat es fast einmal in die Sportseiten der Gazetten geschafft hätte

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Langsam verstehe ich den allgemeinen Presseverdruss. Ist ja auch zu gemein. Da hat der Berliner Senat – siehe rechts – so einen schöne Presseerklärung veröffentlicht. Es ging um Jugend, Nachwuchs und Sport. Um echte Zukunft eben. Und was machen die feinen Herren Reporter einfach? Statt pflichtschuldigst laut Hosianna zu schreien, ignorieren die sie einfach. Sachen gibt es …

Der Blick durch die Medienlandschaft des folgenden Tages kann sich der entsprechende Pressereferent also sparen. Auch wenn er sich dessen und seiner eigenen Schuld scheinbar nicht bewusst ist. Schicksal. Gegen Ignoranz ist eben kein Kraut gewachsen.

Nun gut, es könnte natürlich sein, dass der Zeitpunkt der Bekanntmachung ein klein wenig zu durchschaubar war. So unmittelbar kurz vor einer Landtagswahl. Quasi mit Ultimo zeigte der Regierende, was er nicht alles bereit ist für den 1.FC Wundervoll zu tun. Mit Stimmenfang hat das aber garantiert nichts zu tun.

Am Inhalt kann es auch nicht gelegen haben. Schließlich wurde da etwas verkündet, was seit Sonnabend beim Kick der Eisernen gegen Karlsruhe rund 20 000 Stadionbesucher aus dem Munde von Union Pressesprecher Christian Arbeit schon erfahren hatten. Nämlich dass die Standortfrage des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) final geklärt sei zwischen dem Land Berlin und den Eisernen. Das NLZ soll seine Heimat südlich der Alten Försterei in Oberschöneweide finden. Genauer gesagt im Bruno-Bürgel-Weg. Es umfasst die dort bereits vorhandenen Sportanlagen mit den Hausnummern 99 und 63. Auch die Liegenschaften dazwischen sollen in das neue Nachwuchs-Areal mit eingebunden werden. Dies war Kurier-Lesern übrigens schon hinreichend bekannt. Aber dennoch wurde die Meldung am Tag nach dem KSC-Kick, übrigens ein grottenschlechtes Spiel, in dem die Eiserenn es versäumten zweistellig zu gewinnen, nochmal publiziert. Weil endlich amtlich.

Warum zum Teufel also wurde diesmal nicht drauf eingegangen? Die schrieben doch sonst jeden Scheibenkleister ab. Sie war doch so liebevoll ausgestaltet worden. Zitate vom Regierenden waren drin. Auch von Klub-Boss Dirk I. aus dem Hause Zingler. Nun gut, was grundsätzlich Neues stand nicht drin. Was mit finanzieller Einigung. Wie immer die auch aussehen mag. (War da nicht mal was mit Lotto-Mitteln, die Union seinerzeit beim Bau der neuen Haupttribüne nicht in Anspruch nahm) ) Lediglich, dass Union die Grundstücke in irgendeiner nicht näher spezifizierten Erbpacht übernehmen werden. Belastbare Zahlen will doch eh keiner haben. Die nützen höchstens noch der Opposition oder womöglich der AfD. Ne, lass mal lieber.

Und ja doch, auch dass das Fell des Bären schon verteilt wird, bevor er erlegt worden ist. Die Grundstücke zwischen den Sportplätzen muss das Land ja erst erwerben. Aber wer hält sich denn an solchen Kleinigkeiten auf angesichts der bahnbrechenden Dimension des Projektes? Ich bitte, Sie!

Und an dem Zeitpunkt der Veröffentlichung kann es nun gar nicht gelegen haben. Erstens waren die Gazetten ja schon seit Sonnabend vorgewarnt gewesen. Und zweitens kam die Erklärung früh genug am Morgen, so dass man doch bitte schön alles hätte umschmeißen können in den Blättern. Und hören Sie mir bitte auf damit zu argumentieren, dass an einem Tag vor einem Punktspiel ein denkbar schlechter Zeitpunkt ist und man das früher hätte machen können. Wissen Sie was so kurz vor einer Wahl alles los ist?  Und wen interessiert schon zu erfahren, wie Trainer Jens Keller die Aufgabe bei den Münchner Löwen anzugehen gedenkt. Was ist ein Spiel gegen die Nachhaltigkeit eines solchen Projektes? Soll man da etwas noch drauf Rücksicht nehmen? Eben!

Kann also nur an der Perfidität dieser Schreiberlingen liegen.

Szenen meines Lebens IV

Wer immer mir in meiner Addolszenz geweissagt hätte, ich würde dereinst beim Boulevard meine Brötchen buttern lassen, der hätte ein schallend Gelächter geerntet. „Du wallraffst wohl gar nichts mehr“, hätte ich ihm in jugendlicher Überheblichkeit fröhlich entgegen geschmettert. Lediglich die örtliche Landeszeitung, die „TV Hören & Sehen“ und den unverzichtbaren Kicker wussten wir in unserem Hause zu halten. Getreuer Begleiter war auch ein aus Hamburg stammendes montägliches Wochenmagazin, das mittlerweile mehr Geld mit Hitler verdient als die NPD.

Nicht, dass ich groß mit den vier Buchstaben und ihresgleichen wirklich zu tun gehabt hätte. Aber das war mir egal. Meine Meinung hatte ich mir gebildet. Und durch so etwas wie Fakten war sie nicht im geringsten zu erschüttern.

Ach ja, der Jugend leichter Sinn. Schnell und eilends fertig mit dem Wort. Weder wusste ich damals was ich werden will. Noch fand ich eine Karriere in der schreibenden Zunft erstrebenswert. Ein Abi-Kollege werkelte zwar in Lüneburg als Volontär in einem Anzeigenblatt und am Sonntag im Sportteil der Landeszeitung vor sich hin. Wir teilten auch die Neigung zum gleichen Fußballklub und für sechs Monate mal eine Wohnung miteinander. Aber als Lehrerkind erschien mir ein Studium und da Interessensbedingt das der Geschichtswissenschaften am natürlichsten.

Meine ersten Gehversuche waren zudem recht heimlicher Natur. Mein mich finanzierend Vater hätte mir so einiges gelesen,  beispielsweise die Leviten, so er denn gewusst hätte, dass ich für ein absolviertes Praktikum während der Vorlesungszeit quasi ein Semester verschenkte.

Auch die illustren Metropolen wie Hameln. Göttingen und Eisenhüttenstadt, in denen ich schreiberisch tätig wurde,  deuteten nicht zwingend auf eine Beschäftigung bei einer Kaufzeitung hin. Wobei ich an letzter Station immerhin schon den Wunsch, dereinst als Sportreporter hauptberuflich tätig  werden zu können, ein großes Stückchen näher gerückt war.

Dann kam der Sommer of Nintynine. Des ewigen Fahrens aus Berlins Speckgürtel nach Franfurt/Oder leid, die Bunkine justamente am Entstehen, stand ich unvermittelt vor der Wahl: Ab nach Hamburg, wo eine stets am Mittwoch erscheinende  Sportzeitschrift meines Kommens harrte? Oder das Angebot vom Alexanderplatz annehmen?

Ich entschied mich für Letzteres. Auch weil der Bunkine werdende Mutter gar zu sehr ihren heimatlichen Gefilden verhaftet schien. An die Alster hätte sie mich kaum begleitet.

Bereut habe ich es eigentlich nie. Immerhin machte so die Bekanntschaft des 1.FC Wundervoll. Manch erbauliches Wortspielchen, zahlreiche Reisen und Bekanntschaften erweiterten meinen Horizont ganz ungemein. Und verhungern musste ich also auch nicht gerade.

Die ursprüngliche Abneigung ist längst kuriert. Mittlerweile bin ich jetzt seit einer Dekade boulevardesk tätig.  Mit Freude am Schreiben. Mit Witzen, die man niemals gedruckt sehen möchte. Manch Wortspiel aus der Hölle erfreute schon die geneigte Leserschaft. Und so soll es auch bleiben. Man tut halt, was man kann.

Szenen meines Lebens II

Ja, ich weiß, es heißt Ratte. Nicht Maus. Hatte aber gerade keine Leseratte zur Hand. Also musste ich mir irgendwie helfen. Und da kam diese Lesemaus wie gerufen.

Bin nämlich eine. Schon von Kindesbeinen an. Immer gewesen. Meine Eltern durften nie die Lampen im Flur der ersten  Etage ausmachen, wenn ich ins Bett musste. Offiziell, weil ich Angst hatte. Aber der Lichtschein fiel so schön am Kopfende des Bettes ins Zimmer hinein. Ein schmaler Spalt, der aber breit genug war, dass man darin herrlich umblättern konnte. Und wenn dann doch einer den Flur unten betrat oder eine Erdgeschosstür sich öffnete, wurde das Buch schwuppdiwupps in Weltrekordzeit unters Bett befördert. Ich schlief. Aber so was von! Zumindest hat es gelangt, dass meine treusorgenden Altvorderen beim Anblick meiner Wohlschlummernheit beruhigt wieder von dannen zogen. Und ich danach ungestört weiter schmökern konnte.