Ticket to ride

Frank hatte mich gewarnt. Nicht hier so schnell fahren. In diesem Tunnel sind die Radaranlagen fest installiert. Hätte er das mal am Eingang gesagt und nicht erst mittendrin. Nun habe ich den Salat. Neben meinem alten Lieblingsbriefschreiberling (Landespolizeipräsident von Berlin), dessen Kontonummer ich schon archiviert habe, buhlen jetzt die thüringischen Ordnungshüter um meine geschätzte Aufmerksamkeit (und neben der erwartete Rücksendung des Anhörungsbogens halt noch ein bisschen mehr).

Nun gut. Kann man nix machen. 30 € sind ja noch erträglich. Mich ärgern nur immer diese gestelzt-bürokratischen Formulierungen dieser Wegelagerer. So spricht kein Mensch („als Führer und Halter“). Man müsste die mal ein bisschen verwirren in ihrer ordnungsliebhabenden Erstarrung. Die Schlusssätze (“ Bitte zahlen sie ab Zugang … bla bla bla … In diesem Fall bitte ich, von der Rücksendung des Schriftstückes abzusehen“) bringt mich doch auf eine kleine, aber feine Idee.

Ich werde die Kohle prompt überweisen. Und der Bitte nicht Folge leisten und den Anhörungsbogen trotzdem zurückschicken. Könnte die Bürokratengehirne ein wenig verwirren. Hoff ich zumindest.

Postkarte aus Bali

Eine Karte. In meinem Kasten. Und keine Rechnung. Gott sei es getrommelt und gepiffen. Der Tag fing ja wirklich gut an. Doch dann wurde es kryptisch. Zuerst erstand ich den Text einfach nicht. Was weder an der Handschrift noch an der Ortographie lag. War schlicht der Inhalt. Wie jetze, meinen Baustellenreport online gelesen? Jetzt erst? Der war doch schon vor zwei Monaten veröffentlicht worden. Damals als die Sonne noch schien, Männer noch echte Männer waren, Frauen noch echte Frauen und kleine pelzige Wesen von Alpha Centauri halt kleine pelzige Wesen von Alpha Centauri (Okay, ich weiß, der ist geklaut von Doug Adams). So weit zurück konnte ein Dritte-Welt-Land doch selbst im Internet nicht sein. Oder sollte etwa das Kärtchen per Schneckenpost befördert worden sein?

Auch ein weiteres Lesen mache den Inhalt der Urlaubspostkarte zunächst nicht transparenter. Bis mein Blick aufs Adressfeld fiel: ein kleiner weißer Zettel klebte über dem Anschriftfeld. Ersatzzustellung oder so ähnlich wegen falscher Adressierung. Und nur zwei Monate später habe ich das Ding dann doch bekommen. Sag mir einer jetzt noch mal was gegen unser gute alte Deutsche Post. Preußisch korrekt eben. Was die machen, machen sie eben gründlich …

wie krank ist das eigentlich?

da sitze ich spät abend zu hause am pc, blippe, twitter mit menschen, die ich nicht einmal kenne. wahrscheinlich nicht einmal wirklich kennen lernen werde. und wenn doch, dann wahrscheinlich entdecken muss, dass der alte twitter-spruch „unter 140 zeichen fand ich dich besser“ viel wahrheit enthält. wie einsam muss man eigentlich sein, um so viel blödsinn zu verzapfen? wahrscheinlich sehr …

Die Elche und so

Es ein wiederkehrendes Phänomen, dass sonst sehr geschätzte Kollege, so sie denn die Karriereleiter hinauffallen, Eigenschaften an den tag legen, die man bei ihnen zuvor nicht vermutet hätte. Dass kollegiale Büro-Lästern über die Häuptlinge, was in den Räumen der einfachen Indianer sonst dem alten Brauchtum gemäß munter gepflegt wird, kann dann schon mal mit einem Anraunzer enden, so denn der neue Haupt-Hilfs-Schriftleiter zwar den Verantwortungsbereich, nicht aber seinen Sessel gewechselt hat. Sollte man nicht machen, sicherlich. Aber wer ist schon von haus aus PC!

Fairer aber wäre es, wenn der Aufgestiegene sich in andere, durchaus vorhandene Räumlichkeiten zurückziehen würde. Schönen Gruß von Robert Gernhardt Alles schon wieder vergessen?

JJL

Ich hatte mal eine LAB, spaßeshalber nennen wir sie jetzt mal S. (und wer hier schon länger liest, der hat den Namen vielleicht schon mal wahrgenommen), die hatte immer sehr viel Spaß am Promi-Spotting. Sie sagte immer recht gern, dass sie das beruflich brauche, weil sie ja die Vermischte Seite zu betreuen hätte. Nun gut, wie dem auch sein. Diese Begegnung hätte ihr bestimmt gefallen.

Denn mitten in der O2-World beim Coldplay-Konzert stieß mich mein Kumpel Marc an: „Der Typ da mit dem Schlapphut sieht aus wie Jan Josef Lievers.“ War sicherlich der Tatsache geschuldet, dass er nicht nur so aussah, sondern es auch war. und er hatte eine größere Gruppe von Freunden dabei, von denen mindestens einer auch Schauspieler war. (ich und mein Gesichtergedächtnis!!!)

Nach Abschluss des grandiosen Konzertes stand JJL auf einmal mitten neben mir, fragte einen Kumpel nach einer Zigarette. Es folgte das übliche Ritual unter Rauchern, dass man unter keinen, auch gar keinen Umständen (es sei denn der Papst wird in flagranti im Puff erwischt)den letzten Glimmstengel aus der Schachtel eines anderen schnorren darf.

Um dem Darbenden zu erlösen, bot ich ihm eine an. Die war allerdings von einer Sorte, die ihm absolut fremd war: St. Pauli! Ja richtig gelesen. Die Kultkicker vom Kiez haben eine eigene Kippensorte, formschön mit dem Totenkopf vorne drauf. Erste misstrauische Frage von JJL: „Da ist jetzt nichts drin, oder?“ Meine Beruhigung wirkte glaubhaft. Und als ich ihm den Ort mitteilte, wo ich in Berlin die guten Teile erworben hatte, kannte er sogar den Laden in der Adalbertstraße oberhalb des Kotti. Er hätte dort mal in der Gegend gewohnt. Gerne hätte ich mich auch weiter mit ihm unterhalten. Aber immer wieder wurde der bemühte Dialog zusätzlich unterbrochen, weil es immer wieder Fotos mit „Fans“ zu schießen galt. Schade eigentlich. Ich hätte diesen Typen gerne weiter kennengelernt.

Pulp Fiction

Manchmal sind Fußballer wie kleine Jungs. Gerade dann, wenn sie das auch noch hauptberuflich ausüben dürfen. Nimmt man ihnen ihr Spielzeug weg, werden sie ungehalten. Und bei Kritik, kann man schon mal ein mittelschweres Böckchen kriegen. Silenzio Stampa ist dann meist die Folge. Da werden Fragesteller geschickter umkurvt als zuvor auf dem Platz die Gegner, da wird jeder Notizblock gekonnt ausgedribbelt. Und Anfragen per SMS ob einer Stellungnahme mit obskuren Zitaten aus Pulp-Fiction beantwortet…

Hach, sie haben aber auch ein schweres Los zu tragen. Immer und immer wieder ballt sich Volkes Zorn über ihnen zusammen. Und dann die ach so böse, hundsgemeine Presse. Die kann einem aber auch schon mal die Lust am Leben vergellen. Nie selber gegen den Ball getreten, aber Urteile abgeben wollen. (Wobei ich allerdings im ungekehrten Fall auch noch nie aus dem Munde eines Profis den Wunsch vernommen habe, er wolle mal einen Artikel für mich schreiben …)

Richtig kindisch werden die Herren in den kurzen Hosen aber wenn es um so etwas vergängliches wie Bewertungen nach ausgeübtem Fußwerk geht. Wenn man dann am Tag danach am Übungsgeläuf vorbeischaut, kann einem schon mal im Vorübergehen zugeraunt werden, ob man den jetzt auch schon fürs Training Noten vergeben würde. Die Steigerung davon ist der direkte Kontakt! Manchmal bekommt man auch ne SMS, in der vorgeschlagen wird, doch gleich ne 6 zu verteilen.

Neben dem Erweckungserlebnis, das ich dadurch heute Morgen unerwartet genießen durfte (ntm: Weniger Hefe ist manchmal mehr!), verschaffte es mir zumindest die Gewissheit, dass ich einen Leser hatte. Und dem war ich, so er denn keine Flat hat, immerhin die Kosten einer SMS wert. Tröstlicher Gedanke.

AVISiert

Anruf bei meiner Autovermietung, weil ich eine Nachfrage hatte zum morgigen Abholtermin. Und nachdem ich nur meinen Namen genannt hatte, kam schon die Frage wie aus der Pistole geschossen: „Sie wollen ein Auto? Spielt Union nicht zu Hause diese Woche?“

Das zwar nicht, aber es ist doch immer wieder nett, wenn man Leuten begegnet, die sich an einen wirklich erinnern können.

Und es wird immer moderner …

Auf einmal klingelte mein Handy. Was ja nichts ungewöhnliches ist. Nur die Nummer im Display wollte mir so gar nichts sagen. Wohl aber die Stimme am anderen Ende. „Hier ist Frank.“ Oh, neue Nummer? Muss ich die alte streichen? „Nö, das ist mein Auto.“ Da schau her, jetzt haben Autos also nicht nur die obligatorischen Nummernschilder, sondern schon einen eigenen Telefonanschluss. Ich glaube, ich bin einfach zu alt für diese Welt …